Moody’s entzieht Briten AAA: Das Schuldenproblem

Die Opposition versucht, aus dem Verlust der Topbonität Profit zu schlagen. Dabei ändert sich bei den Zinskosten für Staatsanleihen wenig.

Die Londoner City wird das Downgrade von Moody's gar nicht so stark treffen, grau bleiben die Aussichten trotzdem. Bild: dpa

DUBLIN taz | George Osborne sieht trotz der Herabstufung durch die Ratingagentur keinen Grund für einen Kurswechsel. Der britische Schatzkanzler sagte, die wirtschaftliche Lage in Großbritannien würde sich dramatisch verschlechtern, reagierte man auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit mit einer Aufweichung der drastischen Sparpolitik.

Die Ratingagentur Moody’s hatte dem Land am Freitagabend erstmals in der Geschichte die Bestnote für die Kreditwürdigkeit entzogen und Großbritannien von AAA auf AA1 herabgestuft. Grund dafür sei das zu erwartende schwache Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren. Moody’s hatte die britische Regierung bereits vor einem Jahr vor der Herabstufung gewarnt.

Osborne versuchte, der Entscheidung einen positiven Dreh zu geben. Die bisherige Bestnote sei doch ein Beleg dafür, dass sein Sparkurs richtig sei, sagte er. Die Opposition erinnerte ihn jedoch an seine Äußerungen vom Februar 2010. Damals hatte er gefragt: „Welcher Investor käme nach Großbritannien, wenn er eine Herabstufung unserer Kreditwürdigkeit und einen Verlust unserer Glaubwürdigkeit befürchten müsste?“

Das Problem Großbritanniens sind die wachsenden Schulden. Das Land ist mit 86 Prozent des Bruttoinlandprodukts verschuldet – eine Verdoppelung innerhalb von fünf Jahren. Die britische Wirtschaft ist im letzten Quartal 2012 um 0,3 Prozent geschrumpft. Sollte sich das in diesem Quartal wiederholen, befände sich Großbritannien offiziell erneut in einer Rezession.

Folgen nicht dramatisch

Die konkreten Folgen der Herabstufung sind allerdings nicht dramatisch: Die Finanzmärkte hatten bereits damit gerechnet. Und doch sind die Zinsen für Staatspapiere aus London historisch niedrig: Die Renditen für 50-jährige Anleihen waren im Januar auf ein Rekordtief von rund 3 Prozent gefallen. Experten gehen deshalb nicht davon aus, dass die Kreditkosten für Großbritannien stark steigen.

Neben Deutschland gibt es nur derzeit nur noch zehn Anlageländer, die von allen drei großen Agenturen die Topbonitätsnote AAA bekommen. Allerdings fällt das Pfund Sterling gegenüber dem Euro und dem Dollar stetig, sodass die Briten mit steigenden Benzinpreise rechnen müssen.

„Die Botschaft der Agentur lautet, dass Großbritannien ein Schuldenproblem hat“, sagte Osborne. „Darum müssen wir uns mit harten Maßnahmen kümmern.“ Die Briten können sich auf weitere Sparpläne gefasst machen.

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