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Montgomery scheitert in Deutschland"Springer rollt doch den Markt auf"

David Montgomerys Konzern Mecom hat die "Berliner Zeitung" an DuMont verkauft. Peter Preston, Ex-"Guardian"-Chefredakteur erklärt, warum der Medienmogul mit seiner Strategie gar nicht so falsch lag.

"Wir sind erst am Anfang des Schwächerwerdens der Printmedien: Die Gewinne gehen zurück, das Internet stellt die Verlage vor enorme Herausforderungen." Bild: dpa
Interview von Steffen Grimberg

Heute Abend kann Josef Depenbrock, Deutschlandchef von David Montgomerys Medienkonzern Mecom ein letztes Mal beim Neujahrsempfang der Berliner Zeitung brillieren: Nach dem Verkauf der deutschen Mecom-Titel an den Kölner DuMont-Verlag sind seine Tage als Chefredakteur und Geschäftsführer des Blattes wohl gezählt und Montgomerys Traum vom paneuropäischen Medienhaus ist ausgeträumt. Der langjährige Guardian - Chefredakteur Peter Preston über die Fehler der Finanzinvestoren, die Zukunft der Zeitung - und wo Montgomery trotz allem richtig lag.

taz: Mr. Preston, ist David Montgomery in Deutschland an seiner eigenen Gier gescheitert?

Peter Preston: Nein. Was Montgomery in Deutschland passiert ist, ist allen großen Zeitungsketten in den USA und Großbritannien passiert: Sie stehen wegen zurückgehender Werbeeinnahmen und sinkender Auflagen massiv unter Druck.

War also sein Konzept - er wollte in Deutschland viele Verlage kaufen und eine Zeitungskette aufbauen - falsch?

Nein, an sich war das keine furchtbar dumme Idee: In den letzten 20 Jahren haben viele der früher familiengeführten Verlage in den USA und Großbritannien ihre Zeitungen verkauft - die nächste Generation hatte die Lust am Zeitungsgeschäft verloren und wollte einfach das Geld. Diese Situation gibt es auch in Deutschland. Und bis vor kurzem waren Zeitungen ein höchst einträglicher Business.

Aber ist ein System tragfähig, bei dem dem frisch erworbenen Blatt die kompletten Schulden für den Kauf aufgebürdet werden, wie beim Berliner Verlag?

Montgomery und die anderen Ketten-Bauer haben durch Einsparungen und Synergien die Einnahmen ja zunächst deutlich steigern können: Bei 30 Prozent Rendite kann so ein Unternehmen dann schon gute Zeitungen machen und seine Schulden zurückzahlen - alle Beteiligten waren happy.

Warum ist Montgomery dann in Deutschland gescheitert?

Er ist ziemlich spät in den deutschen Markt gegangen. Das Ganze sah zunächst trotzdem gut aus, die Profitabilität der Zeitungsverlage auf dem Kontinent war niedriger als in Großbritannien, die Blätter waren günstig zu haben. Und er wollte nun sein in den USA und bei uns erprobtes Modell jetzt auch in Deutschland anwenden.

Dabei hat er dabei vollkommen ignoriert, dass der deutsche Zeitungsmarkt ganz anders tickt und keiner mit ihm zusammen arbeiten wollte.

Ich bin bestimmt kein Freund von Montgomery. Aber auf kurze Sicht war das eine ziemlich gute Idee: Eine europäische Pressegruppe unter britischer Führung aufzubauen, die es mit Axel Springer aufnehmen kann. Denn Springer rollt doch den Markt auf, vor allem in Osteuropa.

Montgomerys Geschäftsstrategie ist dabei so umstritten, dass sogar die Aufsichtsräte seiner Mecom-Holding und sein Finanzvorstand gegen ihn rebellierten und - erfolglos - versucht haben, ihn abzusetzen.

Aber hier ist Montgomery meiner Meinung nach mal auf der Seite der Guten! Die anderen Vorstände und Aufsichtsräte wollten möglichst viel von Mecom verkaufen, um auf einen Schlag wieder profitabel da zu stehen: Das ist typisches Finanzinvestoren-Verhalten. Montgomery dagegen setzt auf Teilverkäufe, um in den Rest investieren zu können, und will den Laden langfristig zusammenhalten. Allerdings ist beides kein Grund zu Jubeln.

Was lehrt der Fall Montgomery für die Zukunft?

Das geht weit über David Montgomery hinaus. Wir sind erst am Anfang des Schwächerwerdens der Printmedien: Die Gewinne gehen zurück, das Internet stellt die Verlage vor enorme Herausforderungen. Es bringt überhaupt nichts, wenn traditionelle Zeitungen sagen, das hat mit uns aber doch gar nichts zu tun.

Sie kennen den deutschen Zeitungsmarkt: Wo liegen dessen Stärken und Schwächen?

Deutschland hat wie die USA keine Tradition großer nationaler Titel, wie wir sie mit Guardian, Times, usw. in Großbritannien haben. Die Zukunft der deutschen Zeitungen liegt in der Region: You live or die by what you do in the region.

Ist mit dem Abschied von David Montgomery bei der Berliner Zeitung und Hamburger Morgenpost das Kapitel "Finanzinvestoren im deutschen Pressemarkt" abgeschlossen?

In Deutschland überwiegen noch die kleinen, familiengeführten Verlage. Aber auch die brauchen Geld, viel Geld, um ins digitale Zeitalter zu investieren. Egal ob Sie Zeitungsketten und große Verlagsimperien mögen oder nicht: Es wird ohne sie nicht gehen, denn das Geld für diese Investitionen muss ja irgendwo herkommen. Die kleinen Verlage allein sind dafür zu schwach. Ob da nun Finanzinvestoren oder jemand anders kommt, ist nicht so erheblich. Denn wer hat Montgomery seine deutschen Zeitungen abgekauft? Das war doch kein kleiner Verlag, sondern DuMont, die schon immer zu den größten Zeitungskonzernen in Deutschland gehörten und jetzt noch ein ganzes Stück größer werden.

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1 Kommentar

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  • PB
    Pater Braun

    "... seine Schulden zurückzahlen ..." Zwar greift die "Schuldenaufnahme" im deutschen Journalismus leider um sich, ich rate aber nach wie vor zur alten Kreditaufnahme, weil mensch davon etwas hat. Denn wer Schulden aufnimmt, bekommt kein Geld, sondern nur die Rückzahlung aufgehalst. Und muss dann zwar nicht, weil es nicht geht, "Schulden zurückzahlen", sondern den Kredit eines anderen.

     

    "... sondern DuMont, die schon immer zu den größten Zeitungskonzernen in Deutschland gehörten und jetzt noch ein ganzes Stück größer werden." Auch ein riesengroßes Unternehmen wie DuMont wird dadurch nicht zum Plural, sondern "gehörte" und "wird größer".