■ Moneta: Verwirrung pur
Als hätten Riester-Reform und Börsencrash nicht schon für Verunsicherung genug gesorgt. Jetzt drohen auch noch die Anbieter von Lebens- und Rentenversicherungen ins Wanken zu geraten. Denn deren Reservepolster sind dank fallender Aktiennotierungen geschmolzen. Damit die Betroffenen entweder zittern oder frohlocken können, gibt es nun Hitlisten, die die einzelnen Gesellschaften ins rechte Licht rücken sollen.
Stören Sie sich jedoch nicht daran, wenn Sie „Ihre“ Gesellschaft mal ganz oben und mal ganz unten finden. Jede Rating- und jede Rankingagentur hat schließlich ihre eigenen Kriterien. Hauptsache, Sie finden Ihre Gesellschaft bei einem Rater ganz unten. Dann kommen Sie vielleicht auf die Idee umzusteigen. Wir, die Finanzdienstleister, freuen uns darüber. Richtig pri-ckelig wird es dann, wenn ein und dieselbe Rating-Agentur das gleiche Produkt Mal mit „Spitze“ ein anderes mal mit „mangelhaft“bewertet. Begründung? Fehlanzeige.
Das Ganze ist nur gerecht. Schließlich kursieren für die Investmentfonds schon seit geraumer Zeit derartige Verwirrspielchen. Sie haben letztes Jahr einen Fünf-Sterne-Fonds gekauft? Prima. Den finden wir jetzt bestimmt im Ein-Stern-Bereich. Denn vermutlich war es ein Wachstumfonds. Und alles, was in diesem Sektor angesiedelt ist, wurde bekanntlich gefaltet. Vielleicht sollten Sie jetzt umsteigen. Und wenn die Wachstumsfonds Ende nächsten Jahres wieder hochgestuft werden, dann steigen Sie wieder ein. Womöglich 40 Prozent teurer. Aber dafür in einen Fünf-Sterne-Fonds.
Auch die Polster der Versicherer dürften wieder gemütlicher werden. Lassen Sie sich also nicht zu hektischen Bewegungen verleiten, weder im Fonds- noch im Versicherungsbereich. „Die Letzten werden die Ersten sein“ – eine alte Weisheit, frei interpretiert.
Susanne Kazemieh
Fotohinweis: Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Schrammsweg 15, 20249 HH, Tel.: 4607 3337, eMail: Info@FrauenFinanzGruppe.de www.frauenfinanzgruppe.de
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