: „Möglichst viele Brücken bauen“
■ Kohl und Walesa wollen die deutsch-polnischen Beziehungen verbessern
Bonn (ap/dpa/taz) — Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Staatspräsident Lech Walesa haben gestern in Bonn den festen Willen zur Zusammenarbeit auf allen Gebieten bekräftigt. Auch am zweiten Tag des Staatsbesuches Walesas überschütteten sich die beiden Staatschefs gegenseitig mit verbalen Freundlichkeiten und demonstrierten Harmonie. „Ohne gute Nachbarschaft wird es keinen dauerhaften Frieden in Europa geben“, erklärte Kohl nach einem Treffen mit Walesa. Das erste Gespräch sei „ungewöhnlich intensiv“ gewesen. „Es ist ein wichtiger Besuch für Polen und Deutschland“, bescheinigte der Kanzler seinem Gast artig vor der versammelten Presse.
Kohl sagte, es müßten zwischen den beiden Staaten „möglichst viele Brücken“ gebaut werden. Er ermutigte die deutsche Minderheit in Polen, dazu beizutragen. Die bilaterale Zusammenarbeit solle sich auf Fragen der Wirtschaft, den sozialen Bereich, Ökologie und Kultur erstrecken. Besondere Bedeutung komme der Begegnung junger Deutscher und Polen zu, sagte Kohl. „Mein Wunsch ist es, daß das, was möglich war zwischen Deutschen und Franzosen, auch möglich wird zwischen Polen und der Bundesrepublik.“
Walesa erwiderte darauf, er stimme mit Kohl bei der Bewertung überein. „Ich kann das alles unterschreiben.“ Der polnische Staatspräsident befand, noch nie habe es in der Geschichte einen Zeitpunkt gegeben, zu dem das Verhältnis besser gewesen wäre als heute. „Ich kann nur sagen, immer weiter so!“
Bundeskanzler Kohl hat Polen weitere Unterstützung bei der schwierigen Reform der Wirtschaft zugesichert. Er kündigte an, der Weltwirtschaftsgipfel im Juli in München werde unter seinem Vorsitz weitere Anstrengungen unternehmen, für die „überaus schwierigen Übergangsprobleme“ in Mittel- und Südosteuropa sowie in den GUS- Staaten „Hilfe zu Selbsthilfe“ zu leisten. Kohl bekräftigte auch, daß die Bundesregierung Polen auf seinem „Weg nach Europa“, vor allem bei der EG-Assoziierung, helfen wolle.
Wünsche nach weiterer finanzieller Hilfe hat Walesa in Bonn nicht vorgetragen. Bei einem Treffen mit Vertretern des Deutschen Industrie- und Handelstages wollte er am gestrigen Nachmittag die deutsche Wirtschaft zu mehr Investitionen in seinem Land ermuntern.
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