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Archiv-Artikel

Modus operandi

Die Griechen beim Eurovision Song Contest (ESC)? Das Land ist erst seit 1974 dabei. Vorher Militärdiktatur (von rechts), nachher Kulturdiktatur (von links): Die Militärs wollten keine westlichen Einflüsse, Kulturministerin Melina Mercouri wollte sie später ebenso wenig – sie bestand auf weltmusikalischem Kunstgewerbe. Mit diesem Rezept verlor man meistens – erst die Schwedin Helena Paparizou schaffte 2005 in Kiew den großen Triumph für die Hellenen: eine Art Gruß („My Number One“) an die alte Heimat ihrer Eltern, bouzoukiklangarm, frei von theodorakischem Pomp.

Importgriechen beim ESC? Jimmy Makulis war für Österreich 1961 dabei, Nana Mouskouri 1963 für Luxemburg, Yovanna für die Schweiz 1965, für Luxemburg 1967 und 1972 Vicky Leandros: Mit „Après toi“ gewann sie vor 34 Jahren in Edinburgh.

Wie viele Länder, wer fehlt? 37 Länder sind dabei, 13 von ihnen, da im Semifinale gescheitert, nur bei der Punktevergabe. Österreich macht dieses Jahr nicht mit – beleidigt, weil man mies abschnitt; Ungarn aus finanziellen Gründen; Serbien und Montenegro, weil man sich nicht auf ein gemeinsames Lied einigte. Indiz für eine neue postjugoslawische Sezession? Premiere: Armenien – das achte Grand-Prix-Land, das aus der Implosion der UdSSR hervorging.

Wer moderiert? Sakis Rouvas (3. Platz 2004) und Maria Menounos.

Abstimmung? Per Televoting. Ersatzjurys bei Ausfall der Telefonnetze sind bestallt, auch beim NDR.

Punktevergabe? Wie immer. Nur dass die Punkte von 1 bis 7 lediglich auf der Votumtafel notiert werden – ohne dass sie verkündet würden. Das soll Zeit sparen. Die Höchstpunkte jedes Landes – 8, 10 und 12 – werden wie seit 1975 vorgelesen. Bei den letzten drei Ländern, die ihre Punkte präsentieren, Bulgarien, Mazedonien und der Türkei, gilt die neue Regel nicht. Der Spannung wegen.

Deutsche Platzierungen? Zuletzt meist schlecht. Gracia belegte voriges Jahr den 24. Platz; 23. wurde Corinna May 2002. Ausnahme: Max Mutzke 2004 mit dem 8. Platz.

Deutsche Grand-Prix-Hits: „Zwei kleine Italiener“ (Conny Froboess 1964), „Dschinghis Khan“ (Dschinghis Khan 1979), „Theater“ (Katja Ebstein 1980), „Ein bisschen Frieden“ (Nicole 1982), „Wer Liebe lebt“ (Michelle 2001), „Can’t Wait Until Tonight“ (Max Mutzke 2004), „No No Never“ (Texas Lightning 2006).

Osteuropa-Schmu? Gibt es nicht. Statistische Prüfungen verwiesen dieses Gerücht in den Bereich der Verschwörungstheorien.

In: Trommeln, alte Männer (Irland), orientalische Einsprengsel, Pink-Floyd-Adaptionen (United Kingdom), gespreizte Armbewegungen (Griechenland!), mittelalte Frauen (Griechenland!), Gothic Metal (Finnland), Country (Deutschland, Dänemark); Out: Klezmer, frankophone Deprilieder, Mikis Theodorakis, Ralph Siegel, junge Männer (Malta).

ARD heute Abend: 20:15 Uhr Grand-Prix-Hits – Show mit Thomas Hermanns inkl. „Wort zum Sonntag“. 21 Uhr Liveübertragung aus der Athener Olympiahalle. 0.20 Uhr: Grand-Prix-Show aus Hamburg mit Liveschaltungen aus Athen. JAF, ILY