■ Mobilisierung zum CDU-Parteitag: Kohls Alpträume
Wenn man der Bild Glauben schenkt, plagen „unseren“ Dicken in Bonn zur Zeit schreckliche Alpträume: „Kanzler Kohl in Sorge. Rund 2.000 linke Chaoten wollen den CDU-Parteitag in Berlin sprengen“, wußte das Blut-und-Busen-Blatt gestern bezüglich des am kommenden Wochenende im ICC stattfindenden Bundestreffen der Konservativen zu berichten. „In Szeneflugblättern heißt es: Bei dieser Gelegenheit kann dem CDU-Bundesparteitag eindrucksvoll gezeigt werden, was die Bonzen erwartet, wenn sie ihren Regierungssitz wirklich nach Berlin verlegen wollen. Ein Verfassungsschützer: Wir rechnen mit blutigen Ausschreitungen.“ Auch die Nachrichtenagentur AP vermeldete gestern unter Berufung auf namentlich nicht genannte Sicherheitsexperten, daß in der linken Szene überlegt werde, den CDU-Bundesparteitag zu stören. Zum Beweis zitierte AP einen Aufruf aus der autonomen Postille Interim: „Nutzen wir den Schicksalsmonat September, um den IOC- Bonzen nochmal klar zu machen, daß Berlin Nolympic City bleibt.“
Nur die taz hatte Pech: Nicht ein Sterbenswörtchen ließen sich die Sicherheitsexperten gestern entlocken, und der Sprecher von Innensenator Heckelmann, Hans-Christoph Bonfert, bemühte sich nach Kräften, die Sache herunterzuspielen: Die Zahlen von Bild stammten nicht aus der Berliner Behörde, zudem habe der Autor Apfel und Birnen vermixt. Und daß am Montag bei Innensenator Heckelmann eine große Lagebesprechung stattgefunden habe, sei bei derartigen „sicherheitsrelevanten Anlässen“ in der Stadt absolut üblich. Unterdessen lachen sich die Autonomen ins Fäustchen: Die Mobilisierung zum CDU-Parteitag läuft von ganz alleine. Plutonia Plarre
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