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Mittwoch: Nacht der Jugend2.000 Jugendliche im Rathaus erwartet

Modernes Gedenken, keine Party

„Gut, dass Xavier Naidoo nicht kommt“, sagen die Hauptverantwortlichen der diesjährigen „Nacht der Jugend“. Die Veranstaltung, die am morgigen Mittwoch (6.11.) zum fünften Mal im Bremer Rathaus stattfindet, solle schließlich keine Party werden, betonen Helmut Hafner (Rathaus) und Uli Barde. Dem Ansturm von wer-weiß-wie-vielen jungen Musikfans würde das Rathaus nicht standhalten – und auch nicht standhalten wollen. Denn die Nacht, die dieses Jahr unter dem Motto „Frieden in der Stadt“ nicht zufällig mit der Bremer Islamwoche zusammenfällt, wurzele darin, dass das Rathaus vor fünf Jahren erstmals neue, jugendgemäße Formen gesucht hatte, um der Opfer der Nazigreuel und der Ermordung der Juden zu gedenken. „In dieser Tradition stehen wir“, erinnerte gestern der Koordinator des Abends, Helmut Hafner. Weshalb die Gedenkveranstaltung „Requiem für einen polnischen Jungen“ am kommenden Sonntag (17 Uhr, Bremer Rathaus) organisatorisch dazugehöre.

Xavier Naidoo kommt also nicht – mit den vier afrodeutschen „brothers keepers“, Germ, Ono, Akanni und Bantu, wird im späteren Abendprogramm (22 Uhr) aber doch musikalische Prominenz einen Auftritt hinlegen, für den sich auch Jugendliche aus Huchting, Walle und der Vahr wieder auf den Weg ins Zentrum machen werden, um dabeizusein, wenn die vier Musiker ihr Statement gegen rassistische Gewalt abgeben.

Beginnen soll die Nach viel ruhiger: Um 18 Uhr 30 eröffnet Hausherr Bürgermeister Henning Scherf den Event, der wie jedes Jahr wesentliche Teile des Rathauses bespielt: Im ehrwürdigen Bürgermeisterzimmer mit historischer Tapete werden moslemische und christliche SchülerInnen ihren Alltag diskutieren. Im Kaminsaal kickboxen und video-dancen junge SportlerInnen zum Thema der Nacht, während die „Osmanische Herberge“, angereist aus der Eifel, einen Eindruck von musikalischer Meditation und mystischer Sufimusik bietet – im abgeschiedensten Raum des Hauses, wo die Bässe der anderen Anbieter und Teilnehmer leiser klingen, die erfahrungsgemäß zu mehreren Tausend kommen, beim Höhepunkt jeder Nacht der Jugend, dem „Ratschlag“ in der Oberen Rathaushalle (gegen 20 Uhr 30), bislang aber immer beeindruckend konzentriert und nachdenklich waren.

Dieses Jahr soll der gemeinsame inhaltliche Höhepunkt des Abends mit einem Theaterstück des Schulzentrums Walliser Straße beginnen und in Erinnerung an die Anschläge des 11. September den Konflikt der Kulturen und Religionen thematisieren. Anschließend haben TeilnehmerInnen die Chance, das Thema in kleineren Gruppen zu diskutieren, an denen sich auch prominentere und meist nicht mehr nur jugendliche Köpfe dieser Stadt beteiligen werden. ede

Weitere Info zum umfangreichen Programm unter www.nachtderjugend.de und im taz-Veranstaltungskalender am Mittwoch, den 6. November

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