: Mitspracherecht
■ Staatliche Anerkennung des DDR-Naturschutzbundes auf Grundlage des BRD-Naturschutzgesetzes verlangt
Berlin (ap/taz) - Der im März in der DDR gegründete Naturschutzbund hat beim Berliner Umweltministerium die Anerkennung nach Paragraph 29 des bundesdeutschen Naturschutzgesetzes beantragt. Unter Berufung auf die am Montag in Kraft getretene Umweltunion beider deutscher Staaten schrieb die Organisation am Dienstag in Berlin, die Anerkennung würde bedeuten, daß der Naturschutzbund bei Gesetzen und Verordnungen, Programmen und Plänen sowie Planfeststellungsverfahren, die den Bereich des Naturschutzes betreffen, vom DDR-Umweltministerium informiert sowie angehört werden muß.
Mit diesem am 2.Juli bei Umweltminister Karl-Hermann Steinberg eingereichten Antrag ist der Naturschutzbund nach eigenen Angaben die erste Organisation in der DDR, die sich über diesen Weg ein Mitspracherecht bei staatlichen Vorhaben sichern will. Anerkannt werden müssen laut Bundesnaturschutzgesetz nun auch in der DDR Organisationen, die sich vorwiegend für Naturschutz und Landschaftspflege und dies mindestens auf dem Gebiet eines Landes einsetzen. Zudem muß durch die bisherige Tätigkeit sowie durch die Leistungsfähigkeit der beantragenden Organisation eine sachgerechte Aufgabenerfüllung gewährleistet sein.
Der Naturschutzbund geht nach Angaben seines Vorsitzenden Heinz Nabrowsky von einer baldigen Anerkennung aus. Er äußerte die Hoffnung, daß diese bereits am 19.Juli ausgesprochen werden könnte - dann, wenn Vertreter des Naturschutzbundes dem Umweltminister rund 50.000 Unterschriften für eine wirksamere Naturschutzpolitik in der DDR überreichen wollen.
Nach Angaben von Nabrowsky hat der Naturschutzbund in der DDR etwa 3.000 Mitglieder. Er verfügt über eine neu eingerichtete und hauptamtlich besetzte Geschäftstelle auf DDR-Ebene sowie über zahlreiche Gruppen, die sich von der wissenschaftlichen Grundlagenarbeit bis zur Stadtökologie mit allen Themen des Naturschutzes beschäftigen.
Mit dem bundesdeutschen Naturschutzbund Deutschland ist noch 1990 unter dem Namen „Naturschutzbund Deutschland“ eine Fusion vorgesehen.
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