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Archiv-Artikel

einzelhandelskonzept Mitleid unnötig

Nirgendwo wird so gejammert wie in den Fußgängerzonen kleiner Städte. Doch Mitleid für die armen bedauernswerten Fleckchen ist fehl am Platz. Die mickrigen Citys haben zwar Recht: Die großen Shopping-Tempel in Oberhausen oder Duisburg zerstören und marginalisieren ihre alten Einkaufsstraßen. Doch die Forderung nach einem regionalen Konzept für den Einzelhandel ist einseitig. Wer die Bezirksregierung gegen die übermächtigen Malls in Stellung bringt, darf die Gesamtsituation im Revier nicht verschweigen.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Städte wie Voerde, Meerbusch und Witten sollten mit gutem Beispiel voran gehen, wenn sie eine gerechte Umverteilung fordern. Den kleinen Kommunen geht es finanziell oft besser als den Großstädten, sie können Bauland teuer an kinderreiche Familien verkaufen, die in Duisburg oder Essen nicht wohnen wollen. Zudem haben die Kleinstädte geringere Ausgaben für Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen. Und für teure städtische Theater oder Museen müssen auch weniger Euro ausgegeben werden, schließlich gibt es für Kunstfans die großen Häuser in der Nachbarstadt.

Deshalb greift das neue Konzept zu kurz: Nicht nur Kaufkraft und Kundenströme der Städte müssen gemessen werden, sondern eben auch Kultur-Wanderungen und Pendlerbewegungen vom Wohnen zur Arbeit. Tiefe Gräben könnten so zugeschüttet werden: Meerbusch zahlt in den Duisburger Kulturtopf, Oberhausen investiert in die Voerder Innenstadt. Das wäre Solidarität.