kurzkritik: weihnachtsmärchen : Mit unterentwickelter Heldin
Bezaubernd ist das Bühnenbild von Monika Gora, die das Innere einer Ritterburg auf eine Drehbühne gesetzt hat. Und schmissig sind die Songs von Alexander Seemann. Und dass er sich in einem Fall sehr intensiv vom Bad-Man Soundtrack hat inspirieren lassen, kann wohlwollend als musikalische Parodie durchgehen: Als Weihnachtsmärchen erzählt das Theater Bremen dieses Jahr Oscar Wildes „Gespenst von Canterville“.
Die komische Story vom Geist Sir Simon, der vergeblich versucht, die neureiche amerikanische Familie Otis aus seinem Schloss zu vertreiben, erreicht ihr Publikum, der Beweis gelingt dem Ensemble. Nicht überspielen kann es aber, dass insbesondere die chorisch-gesprochenen Werbeslogans – ein witziger Einfall um die Familie zu verorten – schlampig einstudiert wurden und die Bühnenfassung von Regisseur Dirk Böhling Defizite aufweist: So hat er viel Fleiß in den Part der nervtötenden Otis-Söhne gesteckt, dabei aber die Rolle von Tochter Virginia kaum entwickelt. Misslich: Sie ist ja die Heldin, die das verzweifelte Gespenst erlöst.
Die Funktion von Bühnen-Weihnachtsmärchen ist die Werbung künftiger Kunden. Aber wer weiß: Vielleicht lässt sich auch dann bleibende Begeisterung entfachen, wenn man nur halbe Kraft spielt. bes