■ Mit unendlichen Weiten auf du und du: Teure Basis im All
Berlin (taz) – Mit der Aufgabe der Mir ist die erste Phase von etwas viel Größerem beendet: Der Internationalen Raumstation (ISS). Auf der Mir sammelten zuletzt auch Amerikaner praktische Erfahrung für die neue Raumstation, die gleichzeitig eine Plattform für weitere Weltraummissionen werden soll. Ende des vergangenen Jahres wurde die ersten ISS-Module, das amerikanische Bauteil „Unity“ und das russische „Sarja“ ins All geschossen und zusammengesetzt. Ende Mai bezogen amerikanische Astronauten erstmals probeweise die Station. Als nächstes soll das Servicemodul für die ISS im November von Russland aus in den Orbit gebracht werden.
Bis 2005 soll die rund 400 Tonnen schwere, sportplatzgroße und grünlich schillernde Station im Weltraum fertig sein. Bis dahin sind 45 Flüge amerikanischer Raumtransporter und russischer Raketen nötig.
Im Frühjahr kommenden Jahres hofft man, die erste dreiköpfige Besatzung auf der Weltraumstation zurücklassen zu können. Fast 1.000 Arbeitsstunden freischwebend im All sind für die Montage vorgesehen. Das kommt teuer: Die Kosten des teuersten Bauwerks aller Zeiten werden auf 60 Milliarden Dollar geschätzt. Den Löwenanteil der Kosten tragen die Vereinigten Staaten, aber auch 15 weitere Staaten sind beteiligt, darunter Deutschland.
Die russische Geldknappheit hat das Projekt bereist um eineinhalb Jahre verzögert. Ob die prestigeträchtige Station überhaupt Sinn macht, ist nicht unumstritten. Ausgerechnet die Deutsche Physikalische Gesellschaft und ihre Amerikanische Schwestervereinigung kritisieren das Projekt als Geldverschwendung. Ihrer Meinung nach könnten mit demselben Geld viel mehr Erkenntnisse vom Boden aus und mit unbemannten Raumsonden und Satelliten gemacht werden.
Auch wenn bei der ISS die US-Raumfahrtbehörde das Sagen hat, geht noch lange nicht alles glatt. Mitte Juni entgingen die ersten Module nur knapp einer Kollision mit Raumschrott: Ein Ausweichmanöver scheiterte, weil Techniker der Nasa und russische Experten die Masse der Station falsch berechnet hatten. Glücklicherweise flog das Stück Müll – eine abgebrannte Raketenstufe – dennoch vorbei. urb
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