■ Mit spanischen AKWs auf du und du: Francos Atomlager
Madrid (taz) – Das Atomkraftwerk von Zorita ist vor 26 Jahren gebaut worden. Seit einem Jahr liegt es still. Der „Rat zur nuklearen Sicherheit“ (CSN) hatte 171 Risse am Reaktorkern entdeckte. Zwölf Monate lang ist an dem Veteranen herumgeschweißt wurden. Jetzt wollen ihn die Behörden wieder ans Netz nehmen.
Die deutsche „Forschungsgruppe Rieck“ (Greifswald) und „Gruppe Ökologie“ (Hannover), die im Auftrag von Greenpeace die Schäden untersucht haben, warnen dringend davor. Die Risse sind die Folge einer Materialermüdung. Sie traten an den Schweißnähten der Steuerstab-Führungsrohre auf. 1991 ist dieser Defekt in einem französischen Reaktor der gleichen Baureihe zum ersten Mal entdeckt worden. Spaniens Regierung „läßt die internationalen Erfahrungen völlig außer acht“, stellt die Studie fest. Risse an Schweißnähten sind bei der in Zorita eingesetzen Stahllegierung häufig. Auch behaupten die Betreiber hier, daß sie „nicht plötzlich durchbrechen könnten“. Dieses „Riß-vor-Bruch“- Prinzip werde „unkritisch übernommen“, merkten die deutschen Experten an.
Zorita ist nicht der einzige Pannenreaktor unter den neun AKWs Spaniens. Caroña in Norden weißt erhebliche Korrosionsschäden an der Ummantelung der Brennstäbe auf. In Cofrentes in der Mittelmeerprovinz Valencia kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten mit den Brennstäben und zu kleineren Austritten von Radioaktivität. In drei weiteren AKWs mußten die Dampferzeuger ausgewechselt werden.
Über die Betriebsgenehmigung der spanischen AKWs wird alle zwei Jahre neu entschieden. Ein Bericht des CSN zählt seit 1988 insgesamt 180 Abschaltungen wegen „unvorhersehbarer Vorfälle“. Trotzdem seien die AKWs zu 78, in den letzten zwei Jahren sogar zu 90 Prozent ausgelastet worden – weit mehr als etwa in Frankreich, das noch unter dem weltweiten Mittelwert von 65 Prozent liegt. Greenpeace schreibt diesen Erfolg allein dem im internationalen Vergleich niedrigen Sicherheitsstandard zu.
Ungelöst ist auch das Abfallproblem. Spanien verfügt nur über ein Endlager für schwach radioaktive Stoffe bei Cordoba, das noch aus der Franco-Diktatur stammt. Hier wurde u.a. der Bodenaushub vom Unfall im Kernforschungszentrum in Madrid aus dem Jahre 1970 deponiert, was erst 24 Jahre später öffentlich bekannt wurde. Reiner Wandler
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