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■ Mit ostdeutschen Spielcasinos auf du und duVerkaufsroulette

Berlin (dpa) – Es sind nicht gerade mondäne Spielhallen wie etwa die in Baden-Baden. Die ostdeutschen staatlichen Spielcasinos in einstigen DDR- Interhotels sind aber nicht weniger lukrativ für deren jetzige und künftige Betreiber. So zieht sich denn auch die endgültige Abgabe der begehrten Häuser der „Neue Deutsche Spielcasino GmbH“ in Berlin aus dem Bestand der Treuhand seit Jahren hin. Schließlich geht es um eine der wenigen gewinnbringenden Beteiligungen der Treuhand. Das einzige ostdeutsche Spielbankunternehmen mit staatlicher Konzession lockte im vergangenen Jahr 273.500 Besucher in seine Häuser in Berlin, Leipzig, Dresden und Rostock-Warnemünde, knapp 31.000 mehr als 1992. An den Roulette- und Black-Jack-Tischen und Spielautomaten wurden Bruttospielerträge von rund 56 Millionen Mark eingenommen nach rund 49 Millionen Mark im Vorjahr. Absoluter Spitzenreiter war Europas höchstgelegenes Spielcasino im 37. Stock des Ostberliner Hotels Forum am Alexanderplatz. Dort verspielten knapp 137.000 Besucher 32,3 Millionen Mark.

Diese Spielbanken sollen nun, mit Ausnahme Berlins, vollständig abgegeben werden. Die Neue Deutsche Spielcasino GmbH, die im April 1990 nach Genehmigung durch den DDR- Ministerrat gegründet wurde, steigt aufgrund der Landesspielbankgesetze in Dresden, Leipzig und Warnemünde aus. An ihr hält die Westdeutsche Spielcasino Service GmbH in Münster, Tochter der Westdeutschen Landesbank Düsseldorf, 49 Prozent der Anteile. Die restlichen Anteile werden von der Treuhandtochter Casino Berlin GmbH gehalten. Diese wurde vor Verkauf der Interhotel AG (Berlin) aus dem Verkaufspaket herausgelöst.

Nach Angaben von Firmenprokurist Wilfried Kämer handelt es sich um eine „äußerst komplizierte Materie“. Die Treuhand, die sich in den seit 1991 hinziehenden Verhandlungen um eine Lösung bemüht, schweigt über den Stand der Gespräche. Zumindest mit dem Freistaat Sachsen zeichnet sich eine Einigung ab. Finanzministerium und die Spielcasino GmbH erklärten, die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluß. Eine Übergabe in Länderhoheit werde noch in diesem Jahr erwartet. Die Häuser in Dresden und Leipzig spielten 1993 über 22 Millionen Mark Bruttoerträge ein. Die 1990 für zunächst 25 Jahre vergebene Konzession wird nach Angaben einer Sprecherin des Finanzministeriums auf anderer gesetzlicher Grundlage neu vergeben. Mit Mecklenburg-Vorpommern haben Verhandlungen noch gar nicht begonnen. Lediglich in Berlin will die WestLB-Tochter am Ball bleiben. Nach Angaben von Gerhard Böger, Geschäftsführer der Westdeutschen Spielcasino Service, gebe es auch gar keine Veranlassung für einen Ausstieg. Zur Zeit würden in Berlin immer noch zwei Spielbankgesetze gelten. Die komplizierten Verhandlungen über den Verkauf der 51 Prozent Treuhandanteile verlaufen „sehr zäh“, heißt es bei der Finanzverwaltung. So würden etwa die Vorstellungen über den Kaufpreis weit auseinandergehen.

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