■ Mit östlichem Heimatgefühl auf du und du: Westware abgewickelt
Berlin (taz) – Jedes zweite in Ostdeutschland geleerte Sektglas enthält Rotkäppchen- Schaumwein, jede zweite Waschmaschine wäscht mit Spee. Nach vier Jahren Einheit bevorzugen die Bewohner der neuen Bundesländer eindeutig Ostprodukte. 80 Prozent der Neubundesbürger würden es nach einer Umfrage der GfK- Marktforscher begrüßen, wenn jedes Konsumgut deutlich als „West“ oder „Ost“ gekennzeichnet wäre, „damit derjenige, der es möchte, die ostdeutsche Wirtschaft besser unterstützen kann“.
Dabei waren mit der Währungsunion im Juli 1990 die DDR-Produkte fast über Nacht aus den Einkaufskörben verschwunden, während sich die West-Einzelhandelsketten ebensoschnell die HO-Läden unter den Nagel rissen und die Regale mit Westprodukten auffüllten. Doch schon im September 1990 sagten 83 Prozent der Ostdeutschen, sie vermißten die gewohnten Marken, auch wenn damals noch 52 Prozent sagten, daß sie Westprodukte aus Qualitätsgründen bevorzugten.
Heute werden vor allem frische Lebensmittel fast ausschließlich aus ostdeutscher Produktion gekauft: Bei Brot, Fleisch und Wurst, Milch, Mehl, Bier, Schnaps und Zigaretten äußern Ostdeutsche zu über 80 Prozent Heimatpräferenzen.
Anders sieht es allerdings noch bei langlebigen Konsumgütern aus. Bei Miederwaren, Mode, Kühlschränken, Waschmaschinen und Unterhaltungselektronik glauben auch heute noch zwischen 60 und 90 Prozent der Ostdeutschen an die Überlegenheit der Westware, oft allerdings deshalb, weil die DDR-Marken verschwunden sind. Neue Ostmarken wiederum setzen sich zuerst ganz in der Nähe ihres Produktionsstandorts durch: Kühlschränke aus Scharfenstein werden beispielsweise von 36 Prozent aller Ostdeutschen bevorzugt, aber von 47 Prozent der Sachsen. Donata Riedel
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