■ Mit ökologischen Baustoffen auf du und du: Hohe Ansprüche
Berlin (taz) – Mehr als eine halbe Billion Mark werden pro Jahr in Deutschland verbaut, 150 Milliarden kosten allein die Baustoffe. Konsequent ökologische Materialien fallen dabei kaum ins Gewicht. Mit einem Marktanteil von 0,2 bis 0,3 Prozent erscheinen sie wie ein kleiner Mörtelklecks.
Mit einem neuen, einheitlichen Qualitätssignet will der „Fachhandelsverband für Ökologie und Bautechnik“, mit Sitz in Karlsruhe, das ändern. In dem Verband sind bundesweit 45 Betriebe der Branche zusammengeschlossen, die insgesamt knapp 70 Millionen Mark Umsatz pro Jahr machen. Ihr Label, vor wenigen Tagen kreiert, heißt „öko+“.
Ein Gütesiegel steht und fällt mit seinen Kriterien. Zum einen verlangen die Kunden Glaubwürdigkeit. Zum anderen versuchen die Produzenten, die durch das Signet abgewertet werden, das Logo per Gericht verbieten zu lassen. Kein Wunder, daß auch „öko+“ – immerhin das erste deutsche Qualitätssiegel für ökologische Baustoffe – höchst vorsichtig an die Sache herangeht. „Wir sind ein Verband von Menschen, nicht von Kriterien“, erklärt Geschäftsführer Manfred Krines. Will heißen: Die Verbandsmitglieder werden ihre Kompetenz, die sie in langen Händlerjahren erworben haben, in Arbeitsgruppen, die die Produkte bewerten, einbringen.
„Wir vertreten keinen Absolutheitsanspruch und sagen das auch ganz deutlich“, so Krines. „Wir wollen nach bestem Wissen und Gewissen das jeweils Beste am Markt darstellen.“ Händler mit dem „öko+“-Logo sollen nur Waren und Dienstleistungen anbieten dürfen, die „der Verband demokratisch und durch Experten beraten als empfehlenswert eingestuft hat“.
Grenzwerte für den Schadstoffgehalt müßten erst noch gefunden werden, so Manfred Krines. Gegenwärtig trägt der Verband international die Ergebnisse von Untersuchungen zusammen. „Wenn die staatlichen Grenzwerte in Deutschland zu hoch sind, werden wir eigene, realistische aufstellen.“
Die Bewertung soll in drei Kategorien erfolgen: Die Ökobilanz soll „Stoffbildung, Stoffgebrauch und Stoffauflösung“ erfassen. Wichtigste Kriterien sind die Regenerierbarkeit der Ausgangsstoffe, die gesundheitliche Qualität während des Gebrauchs und die spätere Wiedereingliederung des Produkts in das Ökosystems. Die ersten „öko+“-Produkte sollen in einem halben Jahr in den Regalen stehen. Vor allem natürlich in denen der Verbandsmitglieder. Toralf Staud
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