vormerken : Mit kindlich-ritterlichem Ehrenkodex gegen die grausame Welt der Erwachsenen
Nur noch morgen und Freitag ist die Bühnenfassung von Agota Kristofs Roman „Das große Heft“ im Theater unterm Dach in dieser Spielzeit zu sehen. Wenke Hardt und Anik Feit zeigen in ihrer Dramatisierung, wie eng Sprache und Gewalt beieinander liegen und wie sehr sie das Leben der beiden Hauptfiguren, den neunjährigen Zwillingsbrüdern bestimmen.
Die Zwillinge werden von ihrer Mutter zur Großmutter aufs Land gebracht, um dort den Krieg überleben zu können – Ort und Zeit bleiben bei Agota Kristof unbestimmt. Die Großmutter aber ist alles andere als fürsorglich und liebevoll. Sie lässt die Kinder hart arbeiten und verprügelt sie. Anstatt den Mut zu verlieren, härten sich die Brüder noch mehr ab: Sie schlagen sich, setzen sich extremer Kälte aus und lernen täglich mehrere Stunden. Aufsätze, die ihnen gut gelungen sind, schreiben sie in ein großes Heft ab.
In einer Welt, in der ein anderer Moralkodex gilt, passen sie sich eben den Umständen an. Sie bleiben nicht lange die armen Opfer, sondern tyrannisieren bald selbst ihre Umgebung, suchen sich ihre Feinde und Freunde genau aus. Trotz aller Grausamkeiten der Kleinen: Wer ihr Freund ist, kann sich voll und ganz auf ihre Loyalität verlassen.