■ Mit erneuerbaren Energien auf du und du: Wind kommt auf
Hannover (taz) – Die Ausstellung „Erneuerbare Energien“, die jetzt zum zweitenmal auf der Hannover Messe zu besuchen ist, hat deutlich zugelegt. Auf 110 Aussteller hat es diesmal die Hannoversche Windkraftagentur „Winkra-Recom“ gebracht – letztes Jahres waren es nur 60. An rund zwei Drittel der Stände in Halle 14 drehen sich Windräder. Dieser einseitige Schwerpunkt ist allerdings keineswegs allein Schuld der Windkraftlobbyisten. Von den großen Solarzellenproduzenten hat die Winkra-Recom mit wenigen Ausnahmen Absagen erhalten – mit gleichlautender Begründung: In Deutschland gebe es einfach keinen Solarmarkt. Symbolisch blieb eine mit Solarstrom betriebene Ampel für einsame Gegenden als Schaustück übrig.
Da bringen es die nachwachsenden Rohstoffe, wozu Biomasse, Biogas oder auch Biodiesel aus Rapsöl gehören, schon auf gut 20 Messestände. Als schwergewichtige Neuheit wird ein „Biotruck 2000“ präsentiert, der allerdings in Bayern schon länger im Einsatz ist. Das weiße Ungetüm kann Energiepflanzen ernten oder leergedroschenes Stroh aufsammeln, mit der Motorabwärme trocknen und zu verfeuerbaren Pellets verarbeiten. Doch wie bei der Windkraft ging es auch hier nicht ohne Subventionen, summieren sich die Kosten doch auf bis zu 60 Mark pro Tonne Strohpellets. Eine Tonne Braunkohle mit gleichem Heizwert ist für 45 Mark zu haben.
An Leistung zugelegt haben die Windräder. Letztes Jahr war in Hannover ein Prototyp einer 1-Megawatt-Anlage zu besichtigen. Diesmal sind schon mehrere 1,5-Megawatt-Anlagen vertreten. Und sie sind leiser geworden. Thema ist zudem materialsparende Bauweise und Schutz vor Blitzschlag, der immer noch für die meisten Ausfälle verantwortlich ist.
Noch mehr Sorgen macht den Windmüllern allerdings der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder. Der leite die Wünsche des Energiekonzerns PreussenElektra direkt als Gesetzentwurf an den Bundesrat weiter – so sieht es zumindest Uwe Carstensen, Chef der Winkra-Recom und Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien. Der niedersächsische Entwurf zur Änderung des Stromeinspeisegesetzes will den Abnahmepreis für Windstrom von jetzt 17,2 auf sechs bis zehn Pfennig pro Kilowattstunde senken. Zwar schlägt Niedersachsen auch noch eine Subventionierung der Windkraft aus dem Bundeshaushalt vor, aber das dürfte mit Theo Waigel nicht zu machen sein: Wenn sich Schröder durchsetzt, lohnen sich Windkraftanlagen nur noch an wenigen Standorten an der Küste – und die sind längst besetzt. Jürgen Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen