■ Mit deutschem Kapital auf du und du: Ab ins Ausland
Frankfurt (taz/dpa) — Investitionsmonopoly ist in den Chefetagen deutscher Unternehmen ein beliebtes Spiel. Je mehr sich die Manager durch die Regelungs- und Abgabenwut der Bundesregierung oder Lohnforderungen der Gewerkschaften drangsaliert fühlen, desto stärker drängen sie ins Ausland. Kein Wunder also, daß die Firmen ihre Investitionen in anderen Ländern kräftig ausgeweitet haben. So ist das Auslandsvermögen deutscher Unternehmen allein in den letzten beiden Jahren um rund ein Viertel auf 249 Milliarden Mark angewachsen. Im Gegenzug stiegen die ausländischen Investitionen in Deutschland um 41 auf 196 Milliarden Mark.
Die Wettbewerbsbedingungen des Standorts Deutschland hätten sich verschlechtert, warnt jetzt auch die Bundesbank, von der die Zahlen stammen. Die zweifellos vorhandenen Standortvorteile wie der hohe Ausbildungsstand, die günstige geographische Lage und die gute Infrastruktur würden durch die Kostenbelastung zunehmend kompensiert oder gar überkompensiert.
Durch den Binnenmarkt habe sich die Kapitalverflechtung innerhalb der EG zusätzlich beschleunigt. Die Internationalisierung der Wirtschaft und die „Europäisierung“ vieler deutscher Unternehmen sei „in vollem Gange“, schreiben die Währungshüter in ihrem jüngsten Monatsbericht. 1990 und 1991 wuchs das deutsche Unternehmensvermögen in den EG- Staaten um 42 auf 132 Milliarden Mark an. Damit entfiel nicht weniger als die Hälfte aller deutschen Direktinvestitionen auf die EG. Spitzenreiter bei den Auslandsinvestitionen außerhalb der EG sind nach wie vor die USA, in denen Ende 1991 mit gut 59 Milliarden Mark fast ein Viertel des gesamten deutschen Auslandsvermögens lag. In Japan blieben dagegen die Hürden für ausländische Investoren weiterhin so hoch, daß kaum deutsches Produktivvermögen in das wichtigste Industrieland der Welt floß: es belief sich Ende 1991 auf lediglich fünf Milliarden Mark. Verlierer beim deutschen Investitionsmonopoly bleiben die Entwicklungsländer: das in dieser Region angelegte deutsche Vermögen stieg nur um eine auf insgesamt 22 Milliarden Mark. es
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