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■ Mit der gesunden Öko-Rebe auf du und duKeulen mit Kupfer

Stuttgart (taz) – Ist die Rebe gesund, freut sich der Öko-Winzer. Seine Mittel gegen Pflanzenkrankheiten sind oft weniger durchschlagend als die chemische Keule der konventionellen Kollegen.

Das größte Problem stellen Pilzkrankheiten dar. Vor allem der falsche Mehltau, auch Peranospora genannt, macht den Weinbauern zu schaffen. Neben Pflanzenextrakten aus Weidenrinde, Schachtelhalm oder Goldrute, greifen sie dann zu Gesteinsmehlen, Tonerden oder Wasserglas. Entscheidend bei starkem Befall sind jedoch bislang mit Schwefel und Kupfer angereicherte Präparate.

Wie ein Schock traf die Anbauverbände deshalb im vergangenen Jahr eine neue Direktive aus Brüssel. Im ökologischen Wein- und Obstbau soll Kupfer nur noch bis zum Jahr 2002 erlaubt sein.

Das wäre das Aus für den ökologischen Weinbau. Zwar wird längst nach Alternativen geforscht, denn Kupfer lagert sich als Schwermetall im Boden ab und stellt somit eine Gefahr für die Umwelt dar. Einen vollwertigen Ersatz wird es jedoch bis in vier Jahren mit Sicherheit nicht geben. Das bestätigen Phytopathologen in Deutschland und der Schweiz. Die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau hat deshalb in Brüssel um Aufschub gebeten.

Eine sehr ökologische Lösung zur Vermeidung von Rebenkrankheiten gibt es allerdings bereits: Züchter kreuzten amerikanische Reben mit starker Widerstandskraft mit dem „guten Geschmack“ der herkömmlichen europäischen Traube. Heraus kamen Sorten, die weitgehend immun sind.

Die eher konservative Weinkundschaft tut sich bislang jedoch schwer, Weine mit Namen wie Regent, Rondo, Phönix oder Merzling anzunehmen. Nach Einschätzung von Weinexperten ist die hohe Kunst des Vinifizierens den Neuankömmlingen noch nicht ganz angepaßt. Spitzenweine seien deshalb vorerst nicht zu erwarten. In Önologenkreisen wird zudem gemunkelt, die neuen Sorten seien nicht in der Lage, den „Terroir“, also die standortspezifische Geschmacksnote auszuprägen – Stoff genug für ausgedehnte Weinproben mit blumigen Geschmacksdiskussionen. Danièle Weber

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