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Archiv-Artikel

Mit der Wirklichkeit konfrontiert

betr.: „Die Deutsche Bank bleibt am Pranger“, taz vom 14. 2. 05

Warum ist die Politik sauer auf Ackermann? Weil er ehrlich war. Seine Aussage: Damit es den Kapitaleigentümern besser geht, muss es den Mitarbeitern schlechter gehen. Die Politiker aller Bundestagsfraktionen behaupten dagegen, wenn die Unternehmen hohe Gewinne machen, würden sie Arbeitsplätze schaffen. Deshalb Steuersenkungen für Unternehmen usw. Diese Propaganda hat Ackermann mit der Wirklichkeit konfrontiert. Dies ist nicht nur die Realität der Deutschen Bank. Sie gilt für fast alle deutschen DAX-Unternehmen.

Richtig ehrlich wollte Ackermann dann doch nicht sein. Seine Behauptung, durch Erhöhung der Rentabilität auf 25 Prozent die DB vor Übernahmeversuchen bewahren zu wollen, ist unlogisch. Warum sollte eine Bank durch eine höhere Rendite für potenzielle Übernehmer weniger attraktiv sein. Weil die Mitgift für die Braut steigt, wenn sie hübscher wird? Die paar Milliarden Euro kratzen Citigroup usw. schon zusammen. Erinnern wir uns an Vodafone und Mannesmann. Herr Esser hat Mannesmann-Mobilfunk erst schön profitabel gemacht, in der Übernahmeschlacht den Preis nach oben getrieben und schließlich gegen eine dicke Abfindung klein beigegeben. Danach saß er allerdings mit seinem Aufsichtsrat auf der Anklagebank. Vermutlich denkt Herr Ackermann seit seinem Freispruch darüber nach, welche Abfindung er bei einer Übernahme der DB durch die Citigroup erwarten kann. ULRICH SEDLACZEK, München