Mit der Dollarisierung auf Du und Du: Der Rettungsanker
Berlin (taz) – Ecuador „dollarisiert“ seine Wirtschaft und tritt damit dem Club derjenigen lateinamerikanischen Länder bei, die ihre Währung bereits an den Rettungsanker aus den USA gekoppelt haben.
Dabei werden zwei Modelle unterschieden: Die Landeswährung wird durch einen von der Zentralbank festgesetzten Wechselkurs an den Dollar gebunden oder floatet, also bewegt sich in einem Korridor um einen festgesetzten Kurs. Zahlungsmittel bleiben jedoch die heimischen Geldscheine und Münzen. Droht der Kurs den Korridor zu verlassen, dann interveniert die Zentralbank: Sie kauft mit ihren Dollarreserven heimische Währung vom Markt und stützt so deren Kurs.
Die radikalere Form der Inflationsbekämpfung ist das Currency Board – die Dollarisierung im eigentlichen Sinn, denn der Dollar wird als Parallelwährung eingeführt. Argentinien etwa koppelte seinen Peso eins zu eins an die Ankerwährung. Um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen, verpflichtet sich die Zentralbank, jeden Peso jederzeit umzutauschen und ihre gesamten Peso-Vorräte durch Dollar zu decken.
Die Folgen für die Bevölkerung: Die Lebenshaltungskosten explodieren. Denn während die Preise auf Dollar-, also US-Niveau steigen, orientieren sich die Löhne weiter an der inländischen Produktivität, die von der Dollarisierung zunächst nicht berührt wird. Löhne werden bisweilen monatelang nicht gezahlt – weil kein Geld da ist. Durch die Verknappung der Geldmenge, die sich an der Höhe der Devisenreserven orientieren muss, haben auch die Banken nur beschränkte Möglichkeiten, Kredite zu vergeben.
Für die Regierung bedeutet ein Currency Board der Verzicht auf eine eigenständige Geldpolitik. Fortan werden die Zinsvorgaben aus den USA „importiert“. Konjunkturbelebende Senkungen müssen sich den Interessen der Amerikaner unterordnen, deren Zinsen wegen des Dauerhochs steigen.
Trotz der hohen sozialen Kosten befürworten viele Argentinier das System: Immerhin wurde so die Inflation beseitigt, die in ihrer Endphase in dreistelligen Prozentsätzen davongaloppierte.
Ecuador hat feste Wechselkurse eingeführt und will nach und nach seine Währung Sucre durch den Dollar ersetzen.
Katharina Koufen
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