■ Mit der Bremerhaven-Wahl auf Du und Du: Es geht um die Wurst in Fischtown
In fünf Tagen wird in Bremerhaven gewählt - das zweite Mal innerhalb von vier Monaten. Nachdem die Seestädter im Mai entschieden haben, wer in die Bürgerschaft einzieht, sollen die 95.102 Wahlberechtigten jetzt die Stadtverordneten neu wählen..
Wegen „rechtlicher Bedenken“ verhinderten CDU und der rechte SPD-Flügel um den Fraktionsvorsitzenden Richard Skribelka seinerzeit, daß mit den Landtagswahlen auch die Kommunalwahlen vorgezogen wurden. Die Kosten beeindruckten die Stadtverordneten nicht: Die jetzt anstehende Wahl Kommunalwahl soll rund 250.000 Mark kosten. Die Bürgerschaftswahl im Mai schlug mit 215.000 Mark zu Buche. Zum Vergleich: Die verbundenen Wahlen 1991 kosteten insgesamt 205.000 Mark, für Bremerhaven blieben nach der Kostenteilung mit dem Land nur 102.500 Mark.
Bei FDP, dem linken SPD-Restflügel um den Abgeordneten Siegfried Breuer und den Grünen stieß die Entscheidung für getrennte Wahlen auf heftige Kritik. Die „Politikverdrossenheit“ würde geschürt und die Wahlbeteiligung gefährdet, kritisierten die. Schon 1991 betrug die Wahlbeteiligung nur 65,3 Prozent.
Für die alte Mehrheit von CDU und nicht mehr aufgestellten SPD-Fraktionären stand die Besetzung einiger lukrativer Posten bevor: Bremerhaven brauchte einen neuen Oberbürgermeister, Bürgermeister und Umweltdezernenten. Bei vorgezogenen Wahlen hätte man diese Besetzungen vertagen müssen, die neue SPD-Fraktion wird wohl kaum CDU-Linie einschwenken. So wurden die letzten Monate ein voller Erfolg für die CDU. Richard Skribelka, Fraktionsvorsitzender der SPD, hatte sich als Umweltdezernent und später als Bürgermeister beworben, Skribelka fiel beide Male durch. Mit Oberbürgermeister Manfred Richter (FDP), Bürgermeister Burghard Niederquell und Umweltstadtrat Hartmut Christiansen (CDU) setzte die CDU dagegen doe von ihr favourisierten Kandidaten durch. Als Paul Bödeker (CDU) auch noch die Nachfolge von Werner Lenz (AfB) als Wirtschaftsstadtrat antrat, war der Jubel bei den Christdemokarten groß – ihr Einfluß im Magistrat war erheblich gewachsen. Die SPD wird dort bald keine Rolle mehr spielen, wenn ihre letzten Vertreter dort in den Ruhestand gehen.
Auch in bezug auf die anstehenden Wahlen herrscht bei den Christdemokraten „Frühlingsstimmung“: „Diesmal werden wir es schaffen, stärkste Partei zu werden“, ist sich Spitzenkandidat Hans-Joachim Petersen sicher. Bei der letzten Stadtverordnetenwahl 1991 war die SPD mit 39,9 Prozent noch stärkste Partei. Die CDU kam gerade auf 27,23 Prozent. Dahinter lagen die Grünen mit 9,68 Prozent, dicht gefolgt von der FDP, die 9,57 Prozent der Stimmen bekamen.
Die DVU bekam damals 10,26 Prozent. „Wir sind wieder dabei“, ist sich Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender Siegfried Tittmann trotz des Debakels bei der Bürgerschaftswahl sicher. Er setzt auch „auf junge Wähler“, die von den Wahlplakaten der DVU strahlen. Das sind allerdings nur 404 Erstwähler – rund ein halbes Prozent der Stimmen. 951 Stimmen sind ein Prozent.
kes
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