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Mit der Ariane auf Du und DuSommeruniversität für Raketenkenner

■ Ab Montag wird Bremen zur Kader-Schmiede des Ariane-Nachwuchses

Happy-hour-Debatten zum Thema Weltraum, Plakatwettbewerbe, Jugendlager, bei denen Kleinraketen gebastelt werden: Der Ariane-Städtebund (CVA) gibt sich alle Mühe, das Thema Rakete unters Volk zu bringen. Vor zwei Jahren hatten sich knapp 30 Städte, Firmen und Institutionen zusammengeschlossen, die mit dem europäischen Weltraumtransport zu tun haben. Jetzt wird Bremen zur Bodenstation des Ariane-Nachwuchses: Vom 7. August bis zum 1. September findet hier die erste „Sommeruniversität“ der Städtepartnerschaft statt – eine Art Kaderschulung für angehende Rakatenspezialisten.

Die 21 Studierenden und Jung-ingenieure – darunter zwei Frauen – werden für gut drei Wochen zu Probanden eines „interkulturellen Arbeitsexperiments“ (CVA). Schließlich ist die Entwicklung der Trägerrakete eine europäische Angelegenheit, und so kommen die Teilnehmer der Sommeruniversität von Hochschulen in Bremen und Toulouse. In kleinen englischsprachigen Gruppen sollen sie gemeinsam ein technisches Projekt erarbeiten – und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern. Das Institut Francais ist mit an Bord, ein umfangreiches Kulturprogramm geplant.

„Die Industrie will Europäer“, erklärt Dr. Mathias Spude von der astrium GmbH, die als Nachfolgerin der DASA in Bremen insgesamt 600 Menschen mit der Entwicklung und Produktion der Ariane-Raketen beschäftigt. Und so sieht der Wunschkandidat aus: Er spricht Englisch und Französisch, er studiert praxisbezogen, ohne Fachidiot zu sein und ist der „interkulturellen Teamarbeit“ mächtig. Ein bisschen Konkurrenz kann trotzdem nicht schaden, und deshalb wurde die Sommeruniversität als Wettbewerb konzipiert: Das beste Team darf hinterher zum „Weltraumbahnhof“ nach Guyana, um einer startenden Ariane hinterherzustarren.

Hochfliegende Ziele verfolgt auch astrium-Mann Spude: Ihm genügt es nicht, wenn sich die austauschwillige Jugend Europas nur zum „Singen und Fußballspielen“ trifft. Vielmehr geht es ihm darum, dass sich die „Wissensträger der Zukunft“ vernetzen. „Eine neue Qualität im Austauschgeschäft“, frohlockt auch der Dekan des Fachbereichs Maschinenbau der Hochschule Bremen, Uwe Apel. Er freut sich darüber, dass die Sommeruni konkrete Resultate für die Industrie bringen soll.

Schließlich sind die europäischen Raketenbauer im Zugzwang: Laut Apel geben sich „die Amis“ mächtig Mühe, in den Markt der Ariane einzubrechen. Die europäische Trägerrakete soll immerhin 50 Prozent des Weltmarktanteils im kommerziellen Raumflug halten. Satellitentransport ist ein zukunftsträchtiges Geschäft, und genau in diesem Bereich sollen die Teilnehmer der Sommeruni arbeiten: Sie sollen ermitteln, wie sich ein Satellit an verschiedene Trägersysteme anpassen lässt – und dabei auch einen Blick auf die Konkurrenz werfen.

Die Ergebnisse sollen – wie kaum anders zu erwarten – im Rahmen der Bremer Woche auf der EXPO präsentiert werden. Und noch etwas: Bremens Bürgermeister findet die Arbeit des Städtebundes CVA, der den Schulterschluss zwischen Industrie und Politik betreibt, so gut, dass er in zwei Jahren dessen Präsidentschaft übernehmen will. hase

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