Mit den Ferkelchen auf du und du: Glückliche Sauen
■ Schweine auf Neuland-Höfen dürfen Fliegen noch selber wegwedeln
Oldenburg. Ferkel auf Neuland-Höfen mit tiergerechter Haltung haben „echt Schwein“gehabt. Sie wachsen in „stabilen Wohngemeinschaften“auf und schlabbern nach der Säugezeit täglich erstklassiges Futtermüsli aus heimischem Weizen, Gerste und Erbsen. Sie schlafen auf Stroh und können dabei zwischen Stall und Freiluftgehege wählen. Die Luft ist frei von beißenden Ammoniakschwaden und die Haut frei von Bißspuren als Folge aggressionsfördernder Enge. Fliegen können die Tiere noch selbst wegwedeln, weil das Schwänze-Abschneiden bei Neuland verboten ist.
Vergleichsweise streßfrei geht es bei der letzten Fahrt zu: Die Entfernung vom Masthof zur Schlachterei hält sich in Grenzen, beim Transport bleiben die Tiere in der Gruppe zusammen, die sie schon kennen, und vor dem Schlachten gibt es eine beruhigende Übernachtung im Schlachthof.
Dieser gepflegte Umgang macht sich in Qualität von Steak und Wurst bemerkbar und kann auch eingefleischten Tierschützern Appetit machen. Überprüfbare Tests aus der Nahrungsmittelforschung bestätigten dies, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) jetzt auf dem Neuland-Hof des Bauern Jürgen Osterloh (31) in Dötlingen-Klattenhof bei Wildeshausen
Der Kattenhofer Bauer gehört zu insgesamt 24 Landwirten zwischen Bremen und Holland, die sich dem Neuland-Konzept angeschlossen haben. „Er hatte wohl nur die Wahl, seine 600 Sauen- und Mastplätze auf 1.000 zu erweitern oder bei garantierten Festpreisen und Einhaltung der Richtlinien auf das Neuland-Maß von maximal 400 Tieren herunterzugehen“, erläuterte Funke. Aus eigener Kraft könnten Bauern diese Umstellung bis hin zur Fleischtheke im Laden allerdings nicht bewältigen. Daher gebe das Land finanzielle Hilfen für den Aufbau von Vermarktungsketten für eine tierschutzgerechte und ökologisch-ethisch anspruchsvolle Fleischproduktion.
Außer Bauer Osterlohs glücklichem Schwein „Jolanthe“wissen alle Beteiligten, die bei der Tierproduktion Neuland beschreiten, daß diese gesteigerte Fleischqualität und der ethische „Zusatznutzen“nicht umsonst zu haben sind: 20 bis 30 Prozent mehr müssen Verbraucher nach den Angaben der Vermarktungsorganisation dafür auf den Fleischertresen legen. Manfred Protze, dpa
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