piwik no script img

■ Mit den Fahrradgroßhändlern auf du und duBikermessen im Duell

Friedrichshafen (taz) – Doppelte Kosten, Gerangel und Intrigen. Die harte Konkurrenz unter den beiden deutschen Fahrradmessen sorgt für Unmut. Früher war alles übersichtlicher. In jährlichem Turnus wechselten sich die zwei kombinierten Fahrrad- und Motorradmessen in Köln (IFMA) und Mailand (Fiera di Milano) ab.

Dann aber wurde mit Unterstützung der großen Importfirmen und des größten Komponentenherstellers Shimano die „Eurobike“ in Friedrichshafen als reine Fahrradmesse in Konkurrenz zur „Fiera di Milano“ begründet. Damals war die Eurobike vor allem ein Tummelplatz für Mountainbikes und deren Verkäufer.

Zwei Jahre später reagierte die Kölner Messegesellschaft. Als Konkurrenz zur überraschend erfolgreichen „Eurobike“ begann auch sie eine reine Fahrradmesse, die „Intercycle“, abzuhalten. Wieder ein Jahr später wurde die „Eurobike“ auf Einjahresturnus umgestellt, nun auch in Konkurrenz zur IFMA.

Das Ergebnis: Hersteller und Handel stöhnen nunmehr über die exorbitanten Kosten von zwei Messen, die in zweiwöchigem Abstand aufeinanderfolgen. Am liebsten möchte man jeweils einen Termin loswerden. Während kaum Streit darüber besteht, daß in den geraden Jahren die IFMA der wichtigere und deshalb erhaltenswerte Termin sei, gehen die Meinungen über das Duell „Intercycle“ versus „Eurobike“ in den ungeraden Jahren deutlich auseinander.

In diesem Jahr dürfte „Eurobike“ den Clinch für sich entschieden haben. Neben den Importeuren waren in Friedrichshafen diesmal auch fast alle wichtigen deutschen Fahrradhersteller vertreten – und mehrere Firmen wie Shimano werden zwecks Kostenersparnis auf der „Intercycle“ überhaupt nicht zu sehen sein.

Andererseits hat die „Intercycle“ nach wie vor die Unterstützung der deutschen Händler- und Herstellerverbände. Daß ausgerechnet Bundesverkehrsminister Wissmann die diesjährige „Eurobike“ eröffnen sollte, war ihnen natürlich ein Dorn im Auge.

Nicht bestätigt wird zwar, daß die Verbände sogar gegen Wissmanns Abstecher nach Friedrichshafen interveniert haben sollen. Beim Verband der Fahrrad- und Motorradindustrie (VFM) heißt es aber sibyllinisch, es sei eine Beratung des Ministers dahin gehend „denkbar“, daß die „Intercycle“ diejenige Messe sei, welche den Interessen der deutschen Industrie am besten entspreche. Und Arbeitsplätze in der Fahrradindustrie seien eben auch nicht unwichtiger als solche in der Autobranche... Hans-Joachim Zierke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen