Mit den Dollar-Auswirkungen auf Du und Du: Da lacht Herr Aldi
■ Niedriger Dollar - unterschiedliche Folgen für die BRD
Fällt der Dollar, stöhnt die bundesdeutsche Wirtschaft. Grob vereinfacht ausgedrückt, bedeutet eine Dollarschwäche nämlich, daß die DM teurer wird. Dadurch wird es für Ausländer auch teurer, bundesdeutsche Waren einzukaufen. Der Export kommt mithin in Schwierigkeiten. Wollte man jedoch daraus ableiten, daß eine Dollarschwäche ausschließlich negative Auswirkungen auf bundesdeutsche Unternehmen und ihre Arbeitsplätze hat, wäre dies nur die Hälfte der Wahrheit. Zur Beurteilung einzelner Branchen und ihrer Beeinträchtigung durch den Dollarrutsch muß man sich dieselben genauer ansehen. Die Frage aller Fragen: Wie abhängig ist ein Unternehmen selbst vom Export, direkt oder als Zulieferer - z.B. als Hersteller für VW–Sitzpolster. Aber auch bei VW, dem traditionellen Vorzeige–Exporteur der Republik, ist die Sache nicht mehr ganz so einfach. Der US–Markt für „Rabbits“ wird inzwischen zu einem guten Teil durch VW– Betriebsstätten in den Vereinigten Staaten selbst beschickt. Gerade in den letzten Monaten haben angesichts des niedrigen Dollars eine Reihe bundesdeutscher Unternehmen sehr preisgünstig Firmen in den USA erwerben können wie z.B. der Chemie–Multi Hoechst. Solche Sonderangebote dürften für kauffreudige Konzerne zunehmen. Die Chemie–Industrie selbst ist - wiewohl insgesamt stark exportorientiert - unterschiedlich betroffen. Der Grund: Beim einen ist der Import billigen Rohöls das ein und alles für die Produktion, und da lacht das Herz des Einkaufs–Direktors: Das Öl wird in Dollars berechnet und verbilligt sich daher von Tag zu Tag. Die Verbilligung der Importe sind für ganze Branchen ein wahrer Segen. Ausgerechnet zur Weihnachtszeit ist dies vor allem für die Kaufhäuser ein schönes Geschenk vom Christkind. Kein Zufall also, daß z.B. die Karstadt–Aktie an einem Tag in dieser Woche, als alle übrigen Anteilscheine ihre Talfahrt fortsetzten, noch ein paar Mark zulegen konnte. Aber auch für die Herren Karstadt, Horten & Co. werden die Turbulenzen langfristige Zukunftsängste bringen. Sollte Aktiencrash und Dollartief die bundesdeutsche Wirtschaft arg in Mitleidenschaft ziehen, wächst die Zahl der Arbeitslosen noch schneller, und die gehen dann nicht in den teureren Feinschmecker–Basements der großen Kaufhäuser einkaufen, sondern werden auf Konservendosen bei Aldi umsteigen. Einiges wird auch davon abhängen, inwieweit die Frankfurter Bundesbank jetzt gegensteuert und die Zinsen senkt. Das Ziel eines solchen Schrittes wäre es, die DM als Anlagewährung im Vergleich zum Dollar wieder attraktiver werden zu lassen, um über die Nachfrage nach Anlage– Dollars deren Kurs zu stützen. Sinkende Zinsen sind für die Herren der Baubranche stets ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen. Häuser werden fast nie bar bezahlt sondern auf Pump. Und die Kredite kann man sich nur bei erschwinglichen Zinsen leisten. Ulli Kulke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen