■ Mit dem nächsten Stau auf du und du: Sprit-Steuer wirkt
München (dpa/taz) – Die Deutschen kaufen mehr Autos, aber sie fahren weniger mit ihnen herum. Das liegt nicht an den Staus auf den Autobahnen, sondern daran, daß die letzte Krise das Einkommen der abhängig Beschäftigten gesenkt hat. Das Geld reicht nicht mehr für den Sprit, der zudem mit einer höheren Mineralölsteuer belastet ist. Zwar will der Finanzminister nur deswegen mehr an den Tankstellen kassieren, weil er das Defitzit des Staatshaushaltes abbauen muß, tatsächlich aber hat diese Umverteilung des Einkommens jenen Effekt, den sich Grüne und Sozialdemokraten davon versprechen. Nach seiner neuen Verkehrsprognose, die das Münchner Ifo-Institut gestern veröffentlicht hat, werden Personenautos auf deutschen Straßen Ende des Jahres 491 Milliarden Kilometer zurückgelegt haben. Das sind 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. (1993 war diese Zahl noch um 3,8 Prozent angestiegen.) Und immer einsamer sitzen die Deutschen am Steuer. Die Pkw, deren Zahl auf 40 Millionen anwächst, werden nur noch für ingesamt 43 Milliarden Reisen von Personen genutzt, das sind 0,6 Prozent weniger als 1993. Der Abnahme des Individualverkehrs – der ersten seit der Deutschen Einheit – steht eine Zunahme des öffentlichen Personenverkehrs um 1,4 Prozent gegenüber. Busse und Bahnen haben daran nur einen „moderaten“ Anteil, schreibt das Münchner Institut. Am stärksten wächst 1994 der Luftverkehr, der um 5,6 Prozent auf 80,7 Millionen Personenflüge zunimmt, in den neuen Bundesländern soll die Zuwachsrate sogar über zehn Prozent liegen. Auf ein Plus von zwei Prozent kommt die privatisierte Bundesbahn, die 1,52 Milliarden Personenfahrten leisten wird.
Und wieder wird die Bahn den Aufschwung der Konjunktur, der für wachsenden Güterverkehr sorgt, nicht für sich nutzen können. Der Rückstand zum Straßentransport bleibt. Nach den Berechnungen des Ifo-Instituts steigt das gesamte Transportvolumen um fünf Prozent auf 4,45 Milliarden Tonnen. 523 Millionen Tonnen werden auf Lastwagen gefahren, das sind sechs Prozent mehr, nur 332 Millionen Tonnen gehen auf die Schiene, das ist ein Zuwachs um nur fünf Prozent.
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