■ Mit dem grünen Fernseher auf du und du: Der Stahl-Fernseher
Berlin (dpa/taz) – Jährlich werden Millionen TV-Geräte, Radios und Videorecorder verkauft, die am Ende ihres Gebrauchslebens auf dem Müll landen. Allein bei Fernsehgeräten wird der jährliche Erneuerungsbedarf auf vier Millionen Stück geschätzt. Wenn nur sie als verdichtete Müllmenge beiseite geschafft würden, könnte ein Fußballfeld rund zehn Meter hoch gefüllt werden. Der Fernsehhersteller Loewe Opta aus Kronach versucht jetzt einen ersten Schritt weg von der Ex-und-hopp-Produktion und stellte auf der Internationalen Funk-Ausstellung den Prototyp eines „grünen TV-Gerätes“ vor.
Innerhalb der kommenden zwei Jahre könnte er zur Serienreife entwickelt werden, sagte Loewe-Geschäftsführer Rainer Hecker. „Ziel ist es, künftig Fernsehgeräte bis auf die Bildröhre nahezu 100prozentig und kostengünstig zu entsorgen und die Rohmaterialien für neue Produkte wiederzuverwerten.“ Von den bisherigen Entwicklungskosten in Höhe von 4,3 Millionen Mark trug das Bundesforschungsministerium (BMFT) 1,7 Millionen Mark. Das BMFT finanziert seit Oktober 1988 ein Programm „Entsorgungsfreundliche Gestaltung komplexer Produkte“.
Alte Fernseher können bislang nur sehr aufwendig demontiert werden, auch die Verbrennung scheidet wegen dabei entstehender Schadstoffe bislang aus. Statt Kunststoff soll nun für das Loewe-Gehäuse Metall verwendet werden. Nach Entfernen der Bildröhre könne dieses Gehäuse samt Elektronik in eine Stahlschmelze geworfen werden.
Angenehmer Nebeneffekt: Das Metall schirmt elektromagnetisch ab und ist ein besserer Wärmeleiter, die Geräte brauchen keine Kühlschlitze mehr. Die Leiterplatte soll durch Keramikverbindungen ersetzt werden, die bereits in anderen Bereichen erprobt sind. Noch nicht gelöst sei das Problem der Löttechnik mit Blei-Zinn-Verbindungen. Auf jeden Fall werde der Konsument für die Rücknahme seines „Guckkastens“ bezahlen müssen. ten
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