■ Mit dem Uranmarkt auf du und du: Zuviel im Angebot
Berlin (taz) – Über 400 Atomkraftwerke erzeugen etwa 17 Prozent des weltweit verbrauchten Stroms. Weil für die Lagerung radioaktiver Abfälle und die Krankheiten erst künftige Generationen bezahlen müssen, sind die Kernreaktoren bisher ein gutes Geschäft. Das gilt seit langem jedoch nur für die Betreiber der Kraftwerke, nicht für die Produzenten des Brennstoffs.
Zwischen 1970 und 1980 war es ihnen noch gelungen, zugleich die Menge an gefördertem Uran und den Gewinn zu steigern. Die Spitzen lagen bei 179 Millionen Pfund pro Jahr und Preisen von über 43 Dollar pro Pfund. Doch schon Anfang der achtziger Jahre – noch vor dem Unfall in Tschernobyl – brach der Markt zusammen. Heute werden gerade noch 85 Millionen Pfund im Jahr gefördert, der freie Weltmarktpreis liegt bei etwa 9 Dollar pro Pfund. Und die Großkunden des Westens bedienen sich noch billiger: Die deutsche Nukem etwa zahlt auf dem US-amerikanischen und europäischen Markt 7,5 Dollar pro Pfund Uranoxid.
Aber die Uranproduzenten wollen ihren Anteil am Atomprofit zurückerobern. Marktanalytiker des kanadischen Bergbaukonzerns Rio Algom Ltd. hoffen, daß sich der Uranpreis in wenigen Jahren verdoppeln wird. Wie das Wall Street Journal berichtet, will die Firma selbst etwas dafür tun und eine ihrer Uranminen stillegen. Damit verschwinden jährlich etwa 1,8 Millionen Pfund Kernbrennstoff vom Markt.
Die Korrektur des Überangebots kommt spät. Auch die GUS-Staaten drängen in das Geschäft. Gebraucht werden sie nicht. Schon die hohen Preise der siebziger Jahre hatten im Westen für einen Förderboom gesorgt, der bis heute gigantische Halden zurückließ. Etwa 42 Prozent des Urans, das die AKW-Betreiber jährlich einkaufen, stammt aus diesen Vorräten. Niklaus Hablützel
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