■ Mit dem Tropenholz auf du und du: Verpaßte Chancen
Yokohama (taz) – Die Bürokraten haben wieder einmal gesiegt, und der Wald hat verloren. Denn statt sich damit zu beschäftigen, wie dem dramatischen Raubbau am Grün der Erde Einhalt geboten werden kann, war die „Internationale Tropenholzorganisation“ (ITTO) während ihrer Jahrestagung in Yokohama wieder einmal ganz mit sich selbst beschäftigt. Auf der gestern beendeten Konferenz wurde lediglich die Neufassung des ITTO-Abkommens diskutiert. Dabei wäre diese Organisation ein idealer Rahmen, um sich auf ein umweltschonenderes Geschäft mit dem Rohstoff Holz zu verständigen. Nicht nur die Regierungen von 50 Ländern sitzen dort gemeinsam am Tisch, sondern auch die Handelsunternehmen und Umweltschutzverbände.
Doch Bürokraten reden eben lieber hinter Kulissen, als daß sie für alle erkenntlich handeln. Vor allem die österreichische Delegation bekam das deutlich zu spüren: Als erstes Land hatte Österreich kürzlich entschieden, alles importierte Tropenholz müsse künftig vom Herstellungsland etikettiert werden. Damit wollte die Wiener Regierung dem weitverbreiteten und von der ITTO bemängelten illagelen Holzhandel vorbeugen. Doch was bekamen die Österreicher in Yokohama zu hören: Schimpf und Schande über sie. Tropenholzländer und europäische Nachbarstaaten beklagten gleichermaßen die fehlende Koordination.
Doch vielleicht muß die ITTO auch gar nichts mehr beschließen: Nach dem Ende der Konferenz fehlt der Organisation ein Konsens für die Neuunterzeichung des 1994 auslaufenden ITTO-Abkommens. Bislang bestehen nämlich die Tropenholzländer darauf, daß sich auch die Industriestaaten zur umweltschonenden Nutzung ihrer Wälder verpflichten. Doch die wollen davon nichts hören: Womöglich kämen dann indonesische Wissenschaftler auf den Gedanken, den deutschen Wald zu inspizieren. „Wenn die ITTO aus dieser Sackgasse nicht herauskommt“, sagte gestern Chris Elliott, Waldexperte des World Wide Fund For Nature (WWF), „dann ist ihre Glaubwürdigkeit in Gefahr.“ Georg Blume
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