Mit dem Naturschutz auf Du und Du: Moor trockengelegt - ohne Genehmigung
■ Die Bezirksregierung will den Fall genau prüfen, läßt aber weiterbauen
Westerstede. Ohne Genehmigung hat der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) beim Bau einer Wasserleitung eine Moorzone bei Delfhausen (Kreis Ammerland) teilweise trocken gelegt. Das bestätigte am Freitag die Kreisverwaltung in Westerstede. Gegen den Verband sowie gegen den vom OOWV beauftragten Bauunternehmer seien wegen des unterlassenen Genehmigungsantrags Ordnungswidrigkeitenverfahren sowie Beweissicherungsverfahren eingeleitet worden.
Die Bauarbeiten dürften jedoch fortgesetzt werden, weil sie sich bei einer nachträglichen Prüfung als „genehmigungsfähig“ erwiesen hätten.
Gegen das Vorgehen von Behörden und Wasserverband protestieren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie Einwohner von Delfshausen. Die Delfhauser fürchten um die Standfestigkeit ihrer Häuser die in moortypischer Bauweise auf Pfählen gegründet sind. Der BUND sieht gesetzliche Vorschriften zum Schutz von Natur und Umwelt bei einem aus seiner Sicht schwerwiegenden Eingriff in den Naturaushalt mißachtet.
Wie der stellvertretende Oberkreisdirektor des Landkreises Ammerland am Freitag bestätigte, hatte der OOWV die Erdarbeiten Mitte des Jahres ohne Genehmigung begonnen. Aufgrund von Beschwerden von Anwohnern habe der Landkreis einen Baustopp verhängt. Der Stopp sei jedoch wenige Tage später wieder aufgehoben worden, nachdem der OOWV einen Antrag nachgereicht habe und die Arbeiten „genehmigungsfähig“ erschienen seien.
Eine rechtswirksame Erlaubnis hatte die Kreisbehörde bis zum Freitag eigenen Angaben zufolge noch nicht erteilt. Die Bezirksregierung Weser-Ems kündigte am selben Tag auf Anfrage an, sie werde den Vorgang gründlich prüfen.
Verlegt wird in dem betroffenen Moorgebiet nach den Angaben der Behörden eine zwei Kilometer lange Leitung, die eine 30 Jahre alte Wasserpipeline ersetzen soll. Nach den Angaben des stellvertretenden Oberkreisdirektors Jörg Bensberg waren 1.300 Meter bereits verlegt, als seine Behörde aufmerksam gemacht wurde.
dpa
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen