■ Mit dem Jobticket auf du und du: Kleine Verkehrswende
Berlin (taz) – Jobticket? Handelt es sich dabei um eine Eintrittskarte zum Arbeitsamt oder gar einen Berechtigungsschein zum Erwerb eines Arbeitsplatzes? Nein, der leicht irreführende Begriff meint schlicht ein verbilligtes, oft zusätzlich betrieblich subventioniertes ÖPNV-Monatsticket für abhängig Beschäftigte. Auf die Idee kamen Ende der 80er Jahre einige Nahverkehrsunternehmen. Inzwischen gibt es bundesweit viele verschiedene Systeme. Mal gelten sie als Angebot für alle Betriebe eines Verkehrsraumes, mal sind es Einzelvereinbarungen zwischen Unternehmen und Verkehrsbetrieb, mal spendiert ein Unternehmen allen seinen Beschäftigten eine Monatskarte. Neuerlich findet das Jobticket auch Eingang in Tarifverträge.
Jobtickets können extrem erfolgreich sein. Im besten Fall locken sie Pendler aus den Autos, verbessern die Finanzkraft der ÖPNV-Unternehmen und führen zu einem besseren Verkehrsmittelangebot. Diese Kombination ist leider selten.
So protzt beispielsweie der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) mit finanziellen Gewinnen und kann auch auf deutliche Verkehrsverlagerungen weg vom Auto verweisen. Aber: Für den HVV ist das Jobticket vor allem ein Mittel gewesen, um die Forderung nach Einführung einer allgemeinen Umweltkarte abzuwehren. In vielen Fällen verhindern auch dumme Angebotskalkulationen, daß Betriebe auf das Jobticket einsteigen. Neben zu hohen Preisen – in München kostet ein Jobticket 151,50 Mark – sind das irreale Abnahmebedingungen wie die Forderung nach einem Kauf von Tickets für alle Mitarbeiter.
Allerdings: Ein flexibles, auf Betrieb und Region präzise zugeschnittenes Jobticket ist eine der wirksamsten Waffen im Kampf gegen die Autogesellschaft. Wird das Jobticket dann mit Parkplatzgebühren und Zuschüssen für Radler und Fußgänger kombiniert, dann ist das ein kleines Stückchen Verkehrswende. Florian Marten
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