■ Mit dem IWF auf du und du: Neue Führungsrolle
Washington (ips/taz) – Der Internationale Währungsfonds (IWF) soll Wächter eines neuen Weltwirtschaftssystems werden, das sich am US-Dollar, dem japanischen Yen und der deutschen Mark orientiert. Mit dieser Empfehlung wartet der Bericht der unabhängigen Bretton-Woods-Kommission unter Vorsitz des ehemaligen US-Notenbankchefs Paul Volcker auf.
Die individuelle Einschätzung von der Stärke oder Schwäche einer Währung habe zuviel Gewicht, lautet das Hauptargument der Kommission; deshalb soll der IWF künftig eine Führungsrolle bei der Festlegung von Wechselkurs- Bandbreiten übernehmen. Zur Diskussion stellen will das Gremium ehemaliger Topbanker seine Reformvorstellungen auf einer Konferenz zum 50jährigen Bestehen von IWF und Weltbank am 20. Juli in Washington, zu der auch die Finanzminister und Zentralbankchefs der IWF- Mitgliedsländer anreisen.
Der Bericht führt als Beispiel den jüngsten Verfall des US- Dollars gegenüber dem Yen an. Die im Vergleich zu Japan niedrig angesetzten Erwartungen für die US-Wirtschaft seien Mitauslöser für den derzeitigen schwachen Stand des Dollars, der derzeit nur 98 Yen wert ist. Von den bislang üblichen Absprachen zur Kursstabilisierung unter den reichsten Industriestaaten (G7) hält die Bretton- Woods-Kommission wenig. „Das Verfahren ist nicht der geeignetste Weg, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Welt zu fördern“, heißt es in dem Bericht. Eine stärkere Kooperation könne nur realisiert werden, wenn nicht nur wirtschaftliche und geldpolitische Probleme angegangen, sondern auch Fragen von Politik und Sicherheit einbezogen würden. Die wohl unstrittige Analyse wird von der Kommission in Eigenwerbung umgemünzt: „Für diese Aufgaben besteht bereits eine globale Institution, die genau zu diesem Zweck geschaffen wurde, nämlich der IWF“.
Auf dem Sozial- und Umweltsektor engagierte Nichtregierungsorganisationen haben sofort gewichtige Einwände angemeldet: Der Währungsfonds könnte durch eine derartige Aufgabenerweiterung geradezu übermächtig werden. Development Gap etwa, eine in Washington sitzende Gruppierung, vertritt die Auffassung, daß die Steuerung der Weltökonomie nicht einer Institution überlassen werden dürfe, deren Ziele so eng definiert seien wie die des IWF. Geldwirtschaftliche Beschlüsse müßten in weiter gefaßten Entscheidungszirkeln abgestimmt werden. Andere NGOs befürchten, daß der IWF zu großen Einfluß auf die einzelnen Nationalökonomien nehmen werde. „Natürlich muß man Preise und Wechselkursschwankungen stabilisieren“, gesteht Development-Gap- Vertreter Doug Hellinger zu. „Aber die Wirtschaft ist eine komplexe Angelegenheit, die auf dem Zusammenspiel von Politik, Umwelt und den arbeitenden Menschen beruht.“ es
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