VORMERKEN : Mit dem Engel und dem Lumpensammler unterwegs im Denken Walter Benjamins
Seinen Engel der Geschichte entdeckte Walter Benjamin in einem Gemälde von Paul Klee: Er steht vor dem Trümmerhaufen vergangener Katastrophen, der Zukunft den Rücken zugewandt. Nicht das Hegel’sche Fortschrittsdenken treibt ihn voran, ein „Sturm vom Paradiese her“ zieht ihn in die Zukunft – vorwärts geht es also trotzdem irgendwie, auch wenn die Hoffnung begraben wurde. Jean-Michel Palmiers Werkbiografie über Walter Benjamin, die nun in deutscher Übersetzung vorliegt, nimmt diesen Engel als Leitfaden auf, neben den Figuren des Lumpensammlers und des „bucklicht Männleins“, die Benjamins antidogmatische Philosophie prägen. Der theoretische, politische und ästhetische Denkweg Walter Benjamins wird darin nachgezeichnet, der einem Labyrinth gleicht und sich um das Randständige, der Rehabilitierung des Nebensächlichen und überhaupt um das Absonderliche der Existenz dreht. Und der nicht selten die materialistischen und marxistischen Ansätze von Zeitgenossen wie Adorno oder Brecht hin zur Metaphysik und Theologie denkt. Über Palmiers Werklektüre wird morgen in der Akademie der Künste in philosophisch versierter Runde diskutiert: Ob Palmier die thematischen und begrifflichen Konstellationen im Denken Walter Benjamins tatsächlich erstmals umfassend aufgezeigt hat, fragen sich Horst Brühmann, Thomas Meyer, Bernd Schwibs und Heinz Wisman. ST
■ Walter Benjamin: Akademie der Künste, Pariser Platz 4. Donnerstag, 8. April, 20 Uhr. 5/3 €