■ Mit dem Burundi-Embargo auf du und du: Volle Kaffeelager
Bujumbura (IPS) – In Burundi ist der gesamte Kaffeehandel blockiert, weil die Nachbarstaaten ein Embargo gegen das Land verhängt haben. In den Speicherhäusern der staatlichen Kaffeebehörde stapelt sich bereits eine volle Jahresernte, während alle Transportwege zu Wasser, zu Lande und in der Luft blockiert sind. Rund 25.000 Tonnen Kaffee im Wert von umgerechnet 44,4 Millionen US-Dollar lägen fertig zum Export in den im Lande verstreuten Speichern, erklärte Hermenegilde Rufyikiri von der Kaffeebehörde. Dort könnten sie zwar bis zu zehn Jahre lang gelagert werden, aber die Speicherkapazitäten seien schon heute fast erschöpft.
Pro Jahr produziert Burundi etwa 25.000 Tonnen Kaffee, die 81 Prozent der gesamten Exporte ausmachen. Der Verkauf bringt 80 Prozent der gesamten Deviseneinnahmen des zentralafrikanischen Landes. Der Kaffee wird normalerweise hauptsächlich nach Frankreich, Deutschland und Großbritannien exportiert.
Seit der ersten Augustwoche geht jedoch nichts mehr. Als Reaktion auf den Putsch von Major Pierre Buyoya hatten Äthiopien, Kamerun, Kenia, Ruanda, Sambia, Tansania, Uganda und Zaire am 31. Juli beschlossen, alle Zugänge zu dem Binnenland Burundi zu sperren. Damit soll die Putschregierung zum Rücktritt gezwungen werden.
Unter Burundis Kaffeebauern geht nun die Furcht um, daß sie letztendlich die Zeche für das Embargo werden zahlen müssen. Für den Kauf des Kaffees hat die Kaffeebehörde bei einer inländischen Bank einen Kredit von rund 25,4 Millionen Dollar aufnehmen müssen. Für das Darlehen fallen jährliche Zinsen von 12,5 Prozent an, die sich im ersten Jahr auf rund 3,1 Millionen Dollar summieren. Diese Kreditkosten, so die allgemeine Annahme, wird die Behörde durch einen niedrigeren Preis für die Produzenten zu kompensieren suchen.
Außer den Bauern müssen auch die Beamten Angst um ihre Existenzgrundlage haben. Schon im Oktober kündigte Buyoya an, daß die Regierung ihnen derzeit kein Gehalt zahlen könne und forderte sie zu Geduld auf. Wie lange die staatlichen Angestellten und Arbeiter jedoch stillhalten werden, ist ungewiß.
Zugleich ist auch die Privatwirtschaft vom Embargo in Mitleidenschaft gezogen. Wie der Premierminister Pascal Firmin Ndimira berichtete, mußten viele Firmen bereits ihre Produktion zurückfahren. Allein in der Hauptstadt Bujumbura seien 20.000 Arbeiter entlassen worden. Bislang habe das Embargo Burundi schon 162 Millionen Dollar gekostet.
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