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■ Mit Zinssenkungen auf du und duIn der Zwickmühle

Hamburg (taz) – Mit der angekündigten Senkung der Leitzinsen um voraussichtlich 25 Basispunkte durch die US-Notenbank Fed beginnt eine neue Finanzära. US-Notenbankchef Alan Greenspan steckt in einer alten Zwickmühle: Senkt er den Leitzins, wie seit Wochen vorsichtig vorbereitet, kurbelt er die Inflation möglicherweise wieder an und schwächt seinen Dollar als globale Leitwährung. Hält er den Leitzins jedoch stabil, droht die Krise in Asien und Rußland auf die US-Wirtschaft überzuschwappen. „Inflation oder Rezession“ heißt die Zwickmühle, in der Zentralbanker von New York bis Frankfurt allzeit stecken.

Den Ausschlag für eine amerikanische Leitzinssenkung könnte letztlich die gebannte Inflationsangst geben, denn in den führenden Industriestaaten grassiert seit Sommeranfang eher die Sorge um Deflationstendenzen: Die Preissteigerungsrate tendiert gegen Null. Zugleich verschenkt Greenspan ein kleines Bonbon an die schwächelnden Börsen. Sinkende Zinsen, ja schon die Aussicht darauf, ermutigen die Investoren zur verstärkten Anlage in Aktien.

„Ein vernünftiges Signal“ erblickt Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel. Dadurch sinke die Zinslast für Schuldner in den weltweiten Krisenregionen ein wenig und auch für Millionen Privathaushalte in den USA, die wesentlich häufiger als deutsche überschuldet sind. Im Ergebnis werde die Nachfrage gestärkt. Für Deutschland genüge jedoch eine Politik des billigen Geldes nicht. Hickel: „Wir stecken in der Liquiditätsfalle.“ Am Rohstoff Geld mangelt es weder in den USA noch in Deutschland, und so würde eine Zinssenkung der Bundesbank den Rohstoff weiter verbilligen. Da es aber an Nachfrage mangelt, würde das günstige Geld statt in Unternehmen auf die Finanzmärkte fließen.

Günter Weinert, Konjunkturexperte am HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung, widerspricht. Greenspan setze zwar ein „positives Signal“, und in Deutschland wäre eine Leitzinssenkung sogar realwirtschaftlich noch wirksamer. „Aber sie ist nicht angezeigt“, sagt Weinert. Er könne keine Liquiditätsfalle in Europa entdecken. Auf dem privaten Kapitalmarkt seien die Zinsen zudem schon niedrig, und die Konjunktur gehe „gut“.

Das beste Beispiel für die Wirkungslosigkeit einer isolierten Zinssenkung liefert Japan: Seit September 1995 liegt der Diskontsatz der Zentralbank bei 0,5 Prozent. Kredite fast zum Nulltarif konnten die japanische Konjunktur jedoch nicht retten. Hermannus Pfeiffer

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