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■ Mit Vietnams Motorisierung auf du und duDer Kampf der Riesen

Hanoi (AFP) – Seit Jahrzehnten vertrauen die Vietnamesen auf ihr Fortbewegungsmittel Nummer eins, das Fahrrad. Geht es jedoch nach den internationalen Automobilkonzernen, sind die Tage des kostengünstigen und umweltfreundlichen Drahtesels gezählt: In der vergangenen Woche erteilte die Regierung in Hanoi sowohl Ford, als auch Chrysler und Toyota die Genehmigung für Produktionsniederlassungen in Vietnam. Damit hat sich der Kreis der Automobilinvestoren in Vietnam auf zehn erhöht.

Die Konzerne setzen auf einen Boom des vietnamesischen Automarktes. 1994 wurden in Vietnam, wo 74 Millionen Menschen leben, nur 5.000 Fahrzeuge verkauft. Doch verschiedene Prognosen beziffern die Autonachfrage bis zur Jahrtausendwende auf 60.000 Wagen jährlich, trotz der Tatsache, daß Vietnam bei einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von nur 300 Mark eines der ärmsten Länder der Welt ist.

„Wir stehen erst am Anfang, aber jeder will das große Geschäft machen“, beschreibt ein westlicher Industrieller die Situation. Die Automobilriesen werden in Joint-venture-Unternehmen investieren, denn durch Produktionsanlagen im Lande wollen die Konzerne die 200prozentigen Einfuhrzölle auf Autos umgehen. Einzelteile werden beim Import mit höchstens 40 Prozent versteuert und sollen dann vor Ort in Vietnam zusammengebaut werden.

Die japanischen Firmen sind mit Toyota, Mitsubishi, Daihatsu und Suzuki stark vertreten, dazu kommen die US- amerikanischen Konzerne Ford und Chrysler, Daewoo aus Südkorea und Mercedes. Bald werden auch Isuzu (Japan) und Peugeot (Frankreich) zu den Investoren gehören. Als bislang einzige Unternehmen haben BMW und der japanische Hersteller Mazda Montagestätten in Vietnam eröffnet. Viele der ausländischen Hersteller setzen auf eine umfangreiche Produktion von Nutzfahrzeugen für den staatlichen Sektor.

„Wir werden viel produzieren, aber die Regierung hat dafür nicht genug Geld“, warnt ein westlicher Bankfachmann. „Auch die Infrastruktur stimmt nachdenklich. Die Straßen sind fast unbefahrbar und die Städte bereits durch die wenigen Autos völlig überlastet.“ Um größere Fehlinvestitionen zu vermeiden, wollen die Autohersteller den Markt einige Jahre testen, bevor sie ihre Produktionskapazitäten voll ausschöpfen.

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