■ Mit Treuhand-Deals auf Du und Du: Verluste mit Farbe Lila
Hamburg (dpa/taz) – Das größte Privatisierungsvorhaben der ostdeutschen Chemie entpuppt sich als Flop: Die lila durchgestylte Tankstellenkette Minol, samt der verrotteten Raffinerie Leuna im Sommer an ein französisch-deutsches Konsortium verhökert, hat der Treuhand einen Milliardenverlust beschert. Ganze 2,2 Milliarden Mark teuer soll der Verkauf die Breuel-Behörde zu stehen kommen, so berichtet der Erdöl-Informationsdienst EDI. Der Fachdienst beruft sich auf ein Papier des Treuhand-Verwaltungsrats vom 18. September, der der Übernahme durch das Konsortium unter Leitung des französischen Ölmultis Elf Aquitaine zustimmte.
Die Treuhand hatte bislang jede Auskunft über den Kaufpreis verweigert. Dem EDI-Bericht zufolge wurde die Minol AG für lediglich 470 Millionen Mark verkauft. Im Gegenzug habe die Treuhand aber Kosten in Höhe von 500 Millionen Mark für Personalanpassungen, einen Sozialplan sowie zur Altlastensanierung übernommen.
Die allein 30 Millionen Mark Miese aus diesem Bereich werden aber durch die Verkaufsverluste bei der Leuna-Raffinerie noch weit übertroffen: Dem Verkaufspreis von 250 Millionen Mark stehen Treuhand-Zuschüsse von 2,4 Milliarden gegenüber – für einen Verlustausgleich der alten Raffinerie, Investitionen zur Erhaltung des Betriebes sowie für Abrißkosten und Altlastensanierung. Summa summarum muß die Mega-Behörde also netto 2,2 Milliarden Mark drauflegen. Das Konsortium, an dem auch die Thyssen Handelsunion beteiligt ist, soll nur Investitionen in Höhe von vier Milliarden Mark garantiert haben, davon 700 Millionen für Minol und 3,3 Milliarden für eine neue Raffinerie. Bei der Vertragsunterzeichnung im Juli, die von Wirtschaftsminister Möllemann als Erfolg gefeiert wurde, war noch von mehr als sechs Milliarden Mark die Rede gewesen. es
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