■ Mit Telefonabrechnungen auf du und du: WG-Krach droht
Berlin (taz) – Hotels und Wohngemeinschaften werden in den nächsten Wochen noch eine Seite der neuen Telefonliberalisierung kennenlernen, mit der wohl die wenigsten gerechnet haben: Die Zählimpulse funktionieren nur bei Gesprächen über den bisherigen Netzanbieter Deutsche Telekom.
Bisher war es für Hotels oder WGs vergleichsweise einfach: Auf Wunsch schickte die Telekom Zählimpulse über die Leitung, beim Auflegen standen auf dem Zähler die vertelefonierten Einheiten. Damit konnten Hoteliers ihre Rechnung schreiben und die gewissenhaften WG-Mitglieder ihr Gespräch in das zuständige Büchlein eintragen.
Seit dem 1. Januar jedoch kann man mit Hilfe einer fünfstelligen Vorwahl 010xy die Ferngespräche auch über eine der neuen Telefongesellschaften führen – und das teilweise wesentlich billiger als mit der Telekom. Das xy ist für jeden Anbieter anders, zum Beispiel 01070 für Arcor.
Die Vermittlungscomputer der Neuen arbeiten meist mit einer anderen Software als die Telekom. Die Zählimpulse der anderen Gesellschaft treffen beim zuständigen Telekom-Computer also in einer anderen Sprache ein, und die muß er erst einmal lernen. Außerdem hat jeder Anbieter eine andere Gebührenstruktur mit verschieden langen Einheiten. Das verwirrt den Vermittlungscomputer der Telekom zusätzlich.
Die Zahl der Einheiten ist also nicht mehr einfach festzustellen, sobald die Telekom per Vorwahl umgangen wird. Konsequenz: Hotels wissen nicht mehr, wieviel sie genau verlangen sollen. Und die Vieltelefonierer der WG können nur noch brav die telefonierte Zeit aufschreiben und müssen dann bei der Monatsabrechnung die Tarifverzeichnisse der benutzten Anbieter wälzen.
Die Programmierer der Telekom arbeiten an dem eigentlich seit langem bekannten Softwareproblem. Eine Lösung soll im Laufe des Jahres gefunden werden, heißt es bei den Beteiligten. Solange können die Hotels natürlich nicht warten. Um täglichen Streit mit ihren Kunden zu vermeiden, können sie die 010xy-Nummern demnächst einfach sperren lassen. Dann sind die Hotelkunden auf Telefonkarten oder die gute alte Telekom angewiesen. rem
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