■ Mit Swissair auf du und du: Alleinflug nicht möglich
Berlin (taz) – In der Schweiz beginnen Regierungspolitiker und Gewerkschafter, gegen die Zusammenarbeitspläne der Swissair zu murren. Schon seit Monaten wird über die engere Kooperation der nationalen Edelfluggesellschaft mit der skandinavischen SAS, der österreichischen AUA und der niederländischen KLM verhandelt – und zwar keineswegs im geheimen. Jetzt plötzlich sieht sich Firmenchef Otto Loepfe mit dem Vorwurf konfrontiert, er handle verantwortungslos und solle schnellstens Alternativvorschläge erarbeiten lassen; mit Fränklis aus der Staatskasse könne er allerdings in keinem Fall rechnen. Auch die ArbeitnehmervertreterInnen scheinen plötzlich aufgewacht zu sein: sie prognostizieren, daß 10.000 Arbeitsplätze gefährdet sein könnten, wenn das Projekt „Alcazar“ tatsächlich realisiert wird.
Der Swissairchef kontert die plötzlichen Angriffe mit dem Hinweis, daß die Firma mit dem roten Kreuz nicht mehr lange alleine fliegen könnte, ohne wirtschaftlich abzustürzen. Und damit hat der Mann ohne Zweifel recht. Denn am Himmel tobt ein Verdrängungswettbewerb, der nach Einschätzung von Experten zum Aus für drei Viertel der Fluggesellschaften führen wird. In Europa hat die EG-Liberalisierung des Flugverkehrs seit Anfang des Jahres das rauhe Klima weiter verschärft, weil die bisher starren Tarifstrukturen aufgeweicht wurden.
Da sind die Kleinen allenfalls noch gemeinsam stark. Ein Zusammenschluß von Swissair, AUA, KLM und SAS mit insgesamt 272 Flugzeugen und über 30 Millionen beförderten Passagieren würde das Quartett zur vierten Kraft in Europa machen – hinter British Airways, Air France und Lufthansa. Wie weit die Zusammenarbeit der vier gehen soll, ist noch nicht vollständig ausbaldowert. Die Fusion zu einer Firma stößt auf den Widerstand von Patrioten in Dänemark, Österreich und der Schweiz, die auf jeden Fall den Namen ihrer heimischen Fluggesellschaft erhalten wissen wollen. Am wahrscheinlichsten ist die Errichtung einer gemeinsamen Holding, die sowohl fürs Marketing als auch für Strategie und Flottenplanung zuständig wäre. Die etwa gleich großen KLM, SAS und Swissair sollten darin einen Anteil von jeweils 30 Prozent halten, die wesentlich kleinere österreichische Gesellschaft müßte sich mit 10 Prozent begnügen. Die Stewardessen, Piloten und das Bodenpersonal fürchten nicht zu Unrecht um ihre Arbeitsplätze: Jobeinsparungen von 20 bis 30 Prozent werden für möglich gehalten. aje
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