piwik no script img

Mit SchwefelgeruchHeiße Quellen und erkaltete Lava

Eine Stadt der Elemente: Baños in Ecuador lädt zwischen über 5.000 Meter hohen Vulkanen zum Baden ein. Ob Wildwasser-Rafting, Trecking oder auf dem Pferderücken - Touristen wird in dem belebten Ort viel geboten

Thermal-Schwimmbad in Banos, Ecuador Bild: Codeso

BAÑOS

Ungefähr drei Stunden von Quito entfernt liegt die Stadt Baños auf einer Höhe von 1.800 m. Der Name des Städtchens verweist auf eine Reihe von Schwimmbädern, die zum Teil vom Thermalwasser des Vulkans gespeist werden. Baños gehört inzwischen zum Standardprogramm eines jeden Ecuadorbesuches. Der kleine Ort bietet so ziemlich alles, was der Gaumen begehrt. Neben einer großzügigen Auswahl an europäischen Speiselokalen, von à la Provence bis hin zum süddeutschen Fleischkäse, werden auch gegrillte Meerschweinchen angeboten (cuy asado). Baños bietet zahlreiche Möglichkeiten für Spanisch-Sprachkurse. Die umliegende Landschaft mit vielen Wasserfällen ist unbedingt einen Besuch wert. www.ausland-sprachreisen.de

Infos zur Vulkanaktivität unter www.elcomercio.com oder beim Instituto Geofísico unter www.igepn.edu.ect

Das Schwimmbad dampft. Es riecht leicht nach Schwefel, und über den Reisenden, die draußen zwischen den Ecuadorianern in den Bädern entspannen, schweben vor dunklem Fels kleine orange Wolken im Sonnenuntergang. Baños ist nur runde drei Busstunden von der Hauptstadt Quito entfernt, so dass auch für die Hauptstädter ein Wochenendausflug lohnt. Mit Kindern sind die Pools neben dem Wasserfall direkt im Ort zu empfehlen. Ruhe liebende Frühaufsteher sollten besser an das Westende fahren, leicht den Berg hinauf, rät uns ein Baños-Bewohner. Dort werde das wohltuende Quellwasser in Zuber und Wannen gefüllt. Damit es dann auch schön warm bleibt, werden die Wannen mit Holztüren zugeklappt, so dass nur noch der Kopf herausschaut.

Farbenfrohe kleine Läden prägen die Straßen von Baños. Kaum ein Gebäude hat mehr als zwei Stockwerke. Sehenswert ist auch die "Basílica de Nuestra Señora de Agua". Innen sind bizarre Malereien von Menschen, die Unfälle und Naturkatastrophen überlebt haben, ausgestellt. In den Cafés und Bars rundum fachsimpeln Bergsteiger und Gletscherspezialisten über die besten Steigeisen und Pickel. Alpinisten aus der ganzen Welt besteigen die Schneekuppen der über 5.000 Meter hohen Vulkane in den umliegenden Nationalparks. Aber nicht alle Vulkane schlafen ruhig.

Alfonso Oparces Freundin ist gerade schwanger, er selbst ein schlaksiger Typ mit langen Haaren. Gemeinsam fahren wir auf den Vulkan direkt oberhalb von Baños. Staub und Asche. Er deutet auf das Dach eines ehemaligen Hotels, auf dem wir jetzt stehen, und daneben die Ruinen eines Gehöfts. Hier floss der gewaltige Lavastrom hinunter in den Fluss Pastaza. Seit 1999 spuckt der Tungurahua in unregelmäßigen Abständen. "Als der Vulkan das letzte Mal ausgebrochen ist, bin ich einfach gerannt - alle sind gerannt." Oparce blickt etwas beschämt zu Boden. "Natürlich habe ich Angst gehabt!" Jederzeit kann der Berg wieder anfangen zu speien. Mir ist ein wenig unheimlich zumute, auch wenn das "Instituto Geofísico" am Morgen bestätigte, alles sei ruhig. Reisende sollten sich vorab über die aktuelle Lage informieren.

Jetzt wirbelt Staub durch die Luft. Windhosen bilden sich. Die Oberfläche der erkalteten Lava ist wie eine dünne Kruste, jeder Tritt rutscht im darunterliegenden grauen, feinen Sand ab. Schwarzes, weißes und rotes Lavagestein liegt überall herum. Das Weiße ist auch als Bimsstein bekannt, die rote Färbung entsteht durch einen Erzanteil. Das Gestein ist sehr leicht im Gegensatz zu den herumliegenden Granitblöcken. Einzelne haben die Größe eines Kleinwagens. Schwer ist die Vorstellung, welche Kräfte wirken, damit solche Felsen in Bewegung geraten. Innerhalb von zwei Stunden sind sie von der über 5.000 Meter hohen Vulkankante herabgerollt.

Aus der erkalteten Lava weiter oben ragen Gerippe der abgebrannten und jetzt vom Regen weißgewaschenen Bäume und Gebüsche empor. Es riecht nach Schwefel. Leise ist das tiefe Dröhnen des Tungurahua zu hören. Eine gespenstische Stimmung. Über allem raucht der Berg wie eine Dampflok. Der Vulkan hat trotz alledem eine magische Anziehungskraft. Mancher, wie Oparce, hat diese Energie zwischen Leben und Tod schätzen gelernt. "Jeder Tag ist etwas Besonderes, ein Fest." Abends fährt er mit Freunden auf einen vorgelagerten Hügel. Dort machen sie Feuer, tanzen mit Fackeln und trommeln dazu.

Mantel de la Novia Wasserfall bei Banos Bild: Iain Culp/sxc

Natur pur. Auch der Regenwald ist nicht weit entfernt. Egal ob Dschungeltouren, Wildwasser-Rafting, Trecking oder auf dem Pferderücken, alles ist möglich - nicht billig, aber durchaus bezahlbar. Ein weiteres Plus: die Kinderfreundlichkeit. Es gibt einen Zoo mit Galápagos-Schildkröten und vielen bunten Papageien. Affen, Puma und Leoparden leben auf der Zoo-Insel. Tief hat sich das wirbelnde Wasser um sie herum in den Fels gegraben. Ein steiler Weg führt hinab zum Ufersand. Das Wasser grollt unheimlich und laut. Es drückt sich gewaltig durch die großen, dunkel glänzenden Steine von der Größe einer Gartenlaube und wirft sich dann hinunter.

Der Rio Pastaza rauscht weiter durch die schroffe, märchenhafte Schlucht, an der Baños liegt. Riesige Hängebrücken führen auf die andere Seite. Auf dem Dach eines Busses folgen wir dem Wasserlauf, von Wasserfall zu Wasserfall. Steil hinab, in den Stein gefressen oder kaskadiert sprudelt das Nass. Die Vegetation ist subtropisch, meterhohe Farne stehen am Weg. Mit Seilbahnen oder besser gesagt Drahtkörben an einem Seil überqueren Mutige die Schlucht. Eine der Bahnen stoppt senkrecht über einem Wasserfall. Weiß schäumen die herunterstürzenden Wassermassen. Dann wackelt und schaukelt die Bahn wieder und erreicht doch die andere Seite.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!