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■ Mit Osteuropas Energien auf du und duZynische Exporteure

Berlin (taz) – Die Regierungen wichtiger GUS-Staaten lassen ihre Bevölkerung frieren und exportieren gleichzeitig große Mengen an Gas, Öl und Strom nach Westen. Das bestätigten russische Energierexperten auf einer Konferenz der Grünen Fraktion im Europaparlament gestern in Berlin. „In Rußland stammen inzwischen 60 Prozent aller Deviseneinnahmen aus dem Export von Energie“, so Sviatoslav Zabelin. Zabelin muß es wissen, arbeitet er doch seit Jahren als umweltpolitischer Berater von Alexei Yablokov und auch Präsident Boris Jelzin. Bei einer solchen Politik könne man die Reaktoren gar nicht abschalten, räumt Zabelin ein. Vielmehr sei es das Ziel der Regierung „den Energiexport noch zu steigern“. 23 neue Atommeiler, darunter vier Brüter sind schon geplant.

Die ukrainische Regierung treibt es genauso toll. „Die Ukraine hat 30 Prozent ihrer Stromerzeugung in den Westen verkauft“, schimpft Alla Yaroschinsky, die für ihre Veröffentlichungen über Tschernobyl mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig hatte die Regierung in Kiew in diesem Winter die zwei übriggebliebenen Reaktoren in Tschernobyl wieder angeworfen. „Es wird uns gesagt, wir brauchen Devisen, deshalb wird Strom nach Österreich verkauft.“ Einer der Meiler mußte am Montag nach einem Leck wieder einmal abgeschaltet werden.

Die EG-Kommission fördert diese Stromexportpolitik der GUS-Republiken nach Kräften – frei nach dem Motto, das sei ohnehin das einzige Qualitätsprodukt, das die GUS-Staaten im Westmarkt unterbringen könnten. „Die haben noch keinen einzigen Ecu für erneuerbare Energien in Osteuropa ausgegeben“, berichtet die grüne Europaabgeordnete Hiltrud Breyer. Statt dessen würde der größte Teil der 202 Millionen Ecu Fördergelder in schrottreife Meiler investiert. Die EG baue da einen „riesigen Selbstbedienungsladen für die westliche Atomindustrie auf“.

Dabei müßten es die Beamten der Gemeinschaft eigentlich besser wissen. Das Energiesparpotential in den osteuropäischen Ländern wird selbst von ihren konservativen Experten auf 40 Prozent geschätzt. Die Vereinten Nationen schätzen, daß allein durch ein besseres Stromverteilungssystem erhebliche Einsparungen zu erzielen seien. Nach UN-Zahlen geht allein bei der Stromverteilung in den GUS-Staaten 11 Prozent des Stroms verloren, in der BRD zum Vergleich sind es vier. Und das liegt nicht nur an den wahrhaft langen Leitungen. Hermann-Josef Tenhagen

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