■ Mit Nigerias Medizin auf du und du: Boom der Tradition
Lagos (IPS) – Seit acht Jahren versucht Ibrahim Babangigas Militärregime in Nigeria Wirtschafts- und Strukturreformen durchzusetzen, die Weltbank und Internationaler Währungsfonds zur Bedingung weiterer Unterstützung gemacht hatten. Wohl kaum beabsichtigte Folge: Traditionelle Heilpraktiken der afrikanischen Medizin erleben in dem modernen Öl-Staat einen Boom. Denn die Subventionen für das Gesundheitswesen wurden zusammengestrichen, die staatlichen Krankenhäuser erhöhten ihre Gebühren, Privatkliniken verdoppelten ihre Preise, Medikamente wurden wegen der Abwertung der Landeswährung Naira zwischen 55 und 90 Prozent teurer. Auch Nigerias westlich ausgebildete Ärzte zogen nach: Sie verlangen heute das Doppelte bis Dreifache der Honorare von 1989.
Westliche Medizin ist unerschwinglich geworden, nach einer Untersuchung des Gesundheitsministeriums suchen 70 und 80 Prozent der Kranken wieder Naturheiler auf. Sie sind billiger – und ebenso erfolgreich. Die traditionelle Medizin bietet für praktisch alle Gesundheitsprobleme Hilfe an. In einigen Fällen wird die Wirkung ihrer Heilmittel von der Schulmedizin anerkannt.
Auch religiöse Vorbehalte schwinden. Die Christin Beatrice zum Beispiel wollte von Schamanen nichts wissen. Als ihre Ärzte Unfruchtbarkeit diagonstizierten, wandte sie sich an den Heiler Fola Awosika. Seiner Behandlung, davon ist die leitende Angestellte heute überzeugt, verdankt sie die Geburt eines gesunden Jungen.
Lawal Ajibosho, ein anderer sehr populärer Heiler hat sich auf Augenleiden spezialisiert. Seine Bosho-Tropfen zur Behandlung von Bindehautentzündungen sind ungiftig. Sie haben antibakterielle Eigenschaften, die der Wirkung mancher auf dem nigerianischen Markt erhältlicher Antibiotika und Sulfonamide überlegen sind, befand ein offizielles Untersuchungsteam.
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