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■ Mit Malta auf du und duKlein, aber oho!

Brüssel (taz) – Wenn alles nach den Wünschen der maltesischen Regierung verläuft, dann könnte Malta schon in drei Jahren der Europäischen Union angehören. Seit 26 Jahren ist Malta durch einen Assoziationsvertrag mit der EU verbunden. Dabei wurden die Zölle für den Handel aus und nach Malta abgesenkt. Probleme werden in einem Assoziationsrat geklärt, der heute und morgen in Brüssel tagt.

Dabei dürfte Malta wohl der unproblematischste der vielen Beitrittskandidaten sein. Beobachter glauben, daß ein Beitritt des kleinen Inselstaats ökonomisch kaum auffallen wird. Malta hat lediglich 360.000 Einwohner, etwa soviel wie Luxemburg, und das sogar auf nur einem Achtel der Fläche des Großherzogtums. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt zwar noch unter dem EU- Durchschnitt, aber schon über dem Griechenlands und Portugals. Besonders stolz sind maltesische Diplomaten auf jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich 6 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt daher auch vergleichsweise niedrig. Nur 4,3 Prozent der arbeitsfähigen MalteserInnen sind vom Aufschwung ausgeschlossen.

Schon heute wickelt Malta drei Viertel seines Handels- und Dienstleistungsverkehrs mit der Europäischen Union ab. Die Anlehnung an Libyen und die Ostblockstaaten unter dem eigenwilligen Premier Dominick Mintoff endete 1987, als dessen Labour Party abgewählt wurde. Der wichtigste Programmpunkt der Nationalistischen Partei, die damals das Ruder übernahm: Beitritt zur Europäischen Union. Labour allerdings opponiert noch immer gegen dieses Ziel.

Größter Aktivposten der maltesischen Wirtschaft ist der Fremdenverkehr. Rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts werden in diesem Sektor erwirtschaftet. Vor allem englische RentnerInnen zieht es in das Archipel mitten im warmem Mittelmeer. Grund für die Popularität: In der seit 1964 unabhängigen britischen Kronkolonie spricht man Englisch. Amtssprache ist daneben aber auch die maltesische Sprache, die phönizische Ursprünge hat.

Nur zwölf Industriebetriebe in Malta haben mehr als 300 MitarbeiterInnen, so eine Statistik der EU-Kommission aus dem Jahr 1993. Die Kommission geht davon aus, daß in den Kleinbetrieben erhebliche Effizienzsteigerungen erforderlich sind, wenn der EU-Binnenmarkt nicht zu sozialen Verwerfungen führen soll. Bisher wird die maltesische Wirtschaft noch durch Zollschranken von durchschnittlich 40 Prozent geschützt. Christian Rath

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