piwik no script img

■ Mit Liquidationen auf du und duFrostige Karriere

Erfurt (taz) — Viele von der Treuhand (THA) eingesetzte Geschäftsführer gehören nicht zur Creme der deutschen Manager. Das ist kein Geheimnis, und auch Volker Großmann von der Treuhand in Erfurt bestätigt bereitwillig, daß die THA in Thüringen bei 400 der 600 Firmen mit der Führung nicht einverstanden war. Schlechtes Management hat fatale Konsequenzen für die ArbeitnehmerInnen — während schlechte Manager häufig genug trotzdem auf gutbesohlte Schuhe fallen. So zum Beispiel Helmut Kunau:

Der langjährige Geschäftsführer der „Grönland-Kühlung“ und Gründungsvorsitzende des Erfurter Arbeitgeberverbandes „Verband Metall- Elektro“ fuhr in den vergangenen beiden Jahren seine Firma vor die Wand. Im Sommer folgte die Liquidation. Die Treuhand bemüht sich jetzt, durch den Verkauf an die rheinländische Christiani GmbH, die letzten Arbeitsplätze bei Deutschlands einzigem Kühltruhenhersteller zu retten, so Großmann. Über die Qualifikationen von Herrn Kunau möchte er sich nicht äußern. Nur so viel: „Auch der beste Manager hätte das Unternehmen nicht umdrehen können.“ Der Betriebsrat der Firma sieht das anders. Kunau habe Kunden vergrätzt und die Angestellten der Firma protegiert.

In den vergangenen Monaten hatten die Grönland-Leute noch eine FCKW-freie Kühltruhe entwickelt. Auch eins der drei im Auftrag der Treuhand erstellten Gutachten bescheinigt der Betriebsmannschaft technische Kompetenz, Kunau aber nicht gerade Managerqualitäten. Der Betriebsrat hat am Freitag einen neuen Versuch gestartet, mit der Treuhand und Christiani über die Weiterführung der Kühltruhenproduktion zu verhandeln. Immerhin bis Jahresende werden in Erfurt noch Eisschränke gefertigt. Die Belegschaft aber fordert, den Vertrag mit Christiani ganz zu kündigen und will die Produktion selbst in die Hand nehmen. Immerhin geht es um die Beschäftigung von 120 Leuten in Erfurt, sagt der dortige IG-Metall-Sekretär Jörg Zimmermann. Die von der Treuhand ausgehandelten 40 Arbeitsplätze und fünf Lehrlingsstellen seien ein Scherz; 30 davon seien gleich für eine vom Arbeitsamt finanzierte Fortbildung vorgesehen: „Christiani hat vor allem eine Immobilie gekauft.“ Ex- Chef Kunau aber hat einen gutdotierten Job gefunden — bei Kühlgeräte Christiani. ten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen