■ Mit Kartellen auf du und du: Kaffee bald teurer
Johannesburg (taz) – Die wichtigsten Kaffeeproduzenten der Welt einigten sich in Ugandas Hauptstadt Kampala auf ein neues Kartell, mit dem der seit Jahren andauernde Verfall des Kaffeepreises gestoppt werden soll. Die Produzentenländer wollen ab 1. Oktober, dem Beginn der Ernte, einen Teil der Produktion zurückhalten. Aber Händler und Diplomaten bezweifeln, daß das neue Kaffeekartell den Beschluß durchhält.
20 Prozent ihrer Ernte sollen die Kaffeepflanzer bei speziellen Lagern abliefern und dafür Vermarktungsgutscheine erhalten. Der zurückgehaltene Kaffee soll schrittweise auf den Markt gebracht werden, wenn sich der Weltmarktpreis verbessert.
Die Produzentenländer einigten sich in Kampala darauf, die Einhaltung der Beschlüsse von einem Gremium überwachen zu lassen. Unklar ist bisher, wie es zusammengesetzt sein wird, wie es funktionieren soll und wie Verstöße geahndet werden. Vor allem afrikanische Staaten hatten sich vor der Konferenz in Kampala zunächst dafür ausgesprochen, nur 15 Prozent der Ernte vom Markt zu halten. Sie brauchen die Exporte dringend als Devisenbringer. Experten fragen zudem, wer die Kosten der Lagerhaltung übernehmen wird.
Am Ende setzten sich die Vertreter der lateinamerikanischen Staaten Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, El Salvador, Guatemala und Honduras durch. Die sechs Länder ernten jährlich die Hälfte der gesamten Weltproduktion und leiden entsprechend unter dem Preisverfall. Seit 1989 summieren sich die Verluste auf etwa zehn Milliarden Dollar. Der Preissturz begann, nachdem 1989 vor allem unter dem Druck der US-Regierung ein Abkommen der Internationalen Kaffeeorganisation platzte, in der sowohl Produzenten- wie auch Konsumentenländer vertreten waren. Die Käuferländer wollten keine Quoten mehr akzeptieren und niedrigere Preise durchsetzen.
Zumindest in Kolumbien hatte dies einen fatalen Effekt: Die Produktion von Coca-Blättern, der Basis für Kokain, stieg sprunghaft an. Denn vor allem die kleinen und mittleren Kaffeeproduzenten wurden ihre Ernte nur noch unter massiven Verlusten los, die Coca-Produktion garantiert dagegen hohe Preise.
Ende September sollen bei einem neuen Treffen der „Vereinigung der kaffeeproduzierenden Länder“ die letzten Einzelheiten für die Rationierung der schwarzen Bohnen festgelegt werden. Trotz aller Schwierigkeiten: die Verbraucher müssen wahrscheinlich künftig wieder mehr Geld auf den Cafétisch legen. Willi Germund
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