■ Mit Kaffeeverkäufern auf du und du: Aldi gewinnt
Hamburg (dpa) – Aldi-Kaffee war dieses Jahr der Renner: Aus Angst vor hohen Kaffeepreisen wegen des Frosteinbruchs in Brasilien horteten Koffeinsüchtige schon im Sommer die braunen Bohnen dosenweise. „Es war ein sehr schwieriges Kaffeejahr“, lamentiert Birgit Klesper von der Hamburger Tchibo-Gruppe. Nachdem im Juli die Branche wegen der Verteuerung des Rohkaffees drastische Preiserhöhungen von bis zu vier Mark je Pfund angekündigt hatte, liefen die Verbraucher in Scharen in die Läden, um sich einzudecken. Davon profitierten vor allem Billiganbieter, die mit Kampfpreisen die Kunden in ihre Läden lockten. Die Mühe der Käufer war indes vergebens: Im heißen Sommer 1994 mochte kaum jemand Kaffee trinken, der gehortete Kaffee wurde nicht zügig verbraucht, und der Absatz ging noch weiter in den Keller.
Der Preisanstieg für die VerbraucherInnen fiel letztlich gemäßigter aus, als in der Branche gehofft und gefürchtet. Mit 8,64 Mark pro Pfund liegt der Durchschnittspreis etwa um zwei Mark über dem Vorjahr. „Das reicht eigentlich nicht; wegen der Unterversorgung auf dem Weltmarkt sind weitere Preiserhöhungen zu erwarten“, sagt Frieder Rotzoll, der Geschäftsführer des Deutschen Kaffee-Verbandes. Der Markt ist insgesamt um zwei oder drei Prozent zurückgegangen und die Marktanteile wurden kräftig durcheinandergewirbelt. Die drei großen Röster Jacobs, Eduscho und Tchibo mußten sich der Billigkonkurrenz erwehren.
Am besten kam dabei Eduscho davon, die ihren Marktanteil in den westlichen Bundesländern im Jahresverlauf leicht von gut 13 auf knapp 15 Prozent erhöhen konnte. Tchibo hat sich ungefähr gehalten, während Marktführer Jacobs von gut 17 auf etwas über 14 Prozent zurückfiel. Gewinner war zumindest im Westen die Aldi-Kette, die von 16 auf 19 Prozent zulegte. Mit Prognosen über das kommende Jahr halten sich alle Experten zurück, nachdem 1994 viele Vorhersagen nicht eingetreten sind. Die meisten aber schätzen: Wenn sich der Kaffeemarkt wieder etwas beruhigt und die alten Preisabstände gelten, werden auch die Marktanteile sich auf dem gewohnten Niveau einpendeln.
In die Röhre gucken so oder so die meisten der etwa 25 Millionen KaffeeproduzentInnen in der Dritten Welt. Bei nur etwa ein bis zwei Prozent liegt der Marktanteil von Transfair- Kaffee, und wenn der Weltmarktpreis hoch liegt, wie zur Zeit, bekommen sie auch von dort keinen zehnprozentigen Aufschlag. El rojito in Hamburg, Ökotopia in Berlin und fünf weitere Gruppen, die Sandino-Dröhnung aus Nicaragua verkaufen, behalten allerdings auch jetzt die über dem Weltmarktniveau liegende Bezahlung der Bauern bei. Aber ihr Marktanteil in Deutschland liegt im Promillebereich: Nur 5.000 Sack a 69 Kilo haben sie letztes Jahr importiert. aje
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