: Mit Infrarot gegen vereiste Flugzeuge
Neues Verfahren auf dem Osloer Flughafen verzichtet auf den umweltschädigenden Einsatz von Glykol
STOCKHOLM taz ■ Der Flughafen Oslo will als erster in Europa ein umweltfreundliches System zur Enteisung von Flugzeugen einführen. Staat wie bisher umweltschädliche Chemie sollen Infrarotstrahlen in einem großen Hangar auch bei frostigen Temperaturen für sichere Starts sorgen.
Mindestens 500 Liter Enteisungsflüssigkeit müssen bislang im Winter bei Minustemperaturen auf jedes startende Flugzeug gesprüht werden, um dieses eisfrei zu machen. Auf einem Flughafen von der Größe von Frankfurts Rhein-Main sind hierzu zur Winterszeit zwei Dutzend Spezialfahrzeuge im Dauereinsatz. Und mehrere Millionen Liter des zur Hälfte aus Glykol bestehenden 85 Grad warmen Wassergemischs werden versprüht.
Ein ökologisches Problem: Denn auch wenn man versucht über Auffangsysteme ein Freisetzen dieser Enteisungsflüssigkeit in Natur und Grundwasser zu verhindern und sie teilweise wiederzugewinnen, gelingt dies nie vollständig. Nach Messungen, die man am Flughafen von Oslo anstellte, nebeln dort bis zu 25 Prozent dieser Flüssigkeit unkontrolliert in die Natur.
Deshalb wird hier in diesem Winter ein neues System getestet. Die Flugzeuge passieren vor dem Start einen großen Hangar, der die größten derzeit betriebenen Jumbo-Jets aufnehmen kann. Von einer mit Erdgas betriebenen Anlage wird dort Infrarotstrahlung erzeugt, die Eis und Schnee von der Flugzeughaut abschmilzt. Ein trockener Jet rollt anschließend auf die Startbahn.
Die Methode wurde bereits 1997 von der US-Luftfahrtbehörde FAA genehmigt und erhielt im gleichen Jahr deren Umweltpreis. Mittlerweile ist sie auf mehreren Flughäfen der USA im Einsatz und hat dort zu einer Verminderung des Chemikaliengebrauchs um 90 Prozent geführt.
Ein weiterer Effekt: Die Enteisungskosten werden halbiert. Die Flughafenbetreiber in Oslo erwarten, dass sich die Investition binnen eines Jahres rechnet. Außerdem spart das Bodenpersonal Zeit und verhindert mit diesem System die bisherige Geruchsbelästigung und Chemikalienbelastung rund um die Startbahnen. REINHARD WOLFF