: Mit Gewalt zur Reform der Kasten
■ Indische Polizei schoß auf Demonstrationen gegen „Job-Reservierungsprogramm“ der Regierung Singh
Neu Delhi (dpa/adn) — Die gewalttätigen Ausschreitungen indischer Studenten aus Protest gegen ein „Job-Reservierungsprogramm“ der Regierung für minder privilegierte Gesellschaftsschichten haben sich gestern auf den gesamten Norden des Landes ausgeweitet. Die Unruhen forderten nach bisher vorliegenden Berichten mindestens sechs Tote und über 100 Verletzte. Nach Berichten der indischen Nachrichtenagentur 'uni‘ wurden allein vier Studenten erschossen, als Polizeikräfte versuchten, Demonstrationen zu zerstreuen. Seit dem Nachmittag herrscht in mindestens sechs Städten Ausgangssperre. In Delhi versuchte unterdessen ein etwa 14jähriger Schüler, sich aus Protest gegen die sogenannte Quotenregelung selbst zu verbrennen. Er war der neunte junge Inder, der auf diese Weise gegen das Vorhaben der Regierung von Ministerpräsident Singh protestierte, die Berufsaussichten der im Hinduismus als rangniedrig geltenden Schichten zu verbessern.
Angesichts der sich verschärfenden Situation im Land haben die rechtsgerichtete Hindupartei BJP und die Kommunisten Premierminister Singh dringend aufgefordert, das Gespräch mit den Studenten zu suchen und die Realisierung des Job-Reservierungsprogramms vorerst auszusetzen. Sprecher der oppositionellen Kongreßpartei warfen der Regierung erneut vor, den „Faktor Kaste“ zum Maßstab der Arbeitsbeschaffungspolitik zu erheben. Oppositionsführer Rajiv Gandhi forderte Singh unterdessen auf zurückzutreten. SEITE 8
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