■ Mit Gentech-Waschmitteln auf du und du: Schweizer Ehrlichkeit
Vor einem halben Jahr haben die Schweizer Gentech-KritikerInnen vom „Basler Appell gegen Gentechnologie“ in einer Broschüre auf den weitverbreiteten Einsatz von gentechnisch hergestellten Enzymen in Waschmitteln hingewiesen. Auch „Coop“, die zweitgrößte Schweizer Supermarktkette, mußte sich mit der Problematik auseinandersetzen.
Das hat jetzt Folgen: „Wir hatten die größte Mühe, herauszufinden, welche unserer Waschmittel Gentech-Enzyme enthalten“, so Ilse Rollé, Bereichsleiterin Wirtschaftspolitik und Unternehmensplanung bei Coop Schweiz. „Doch jetzt deklarieren wir freiwillig.“ Damit solle den „Ängsten der Kundschaft“ begegnet werden.
Allerdings wird Ende November nur das Eigenprodukt „Biancomat Compact“ eine entsprechende Zusatzdeklaration „mit gentechnischen Methoden hergestellt“ erhalten. Auf den Waschmittelpackungen von Handelsmarken, wenngleich sie ebenfalls derartige Enzyme enthalten, wird dieser Hinweis fehlen. Die Hersteller seien nicht bereit, einzelne Chargen mit speziellen Aufschriften anzufertigen, heißt es. Die deutschen Hersteller Henkel und Lever haben öffentlich eingeräumt, daß auch sie gentechnische Methoden zur Herstellung ihrer Waschmittel verwenden. Rund 80 Prozent der in Deutschland hergestellten Waschmittel würden diese Enzyme enthalten, sagen Experten. Gekennzeichnete Verpackungen gibt es allerdings nicht.
Positiv auf das Vorgehen von Coop, das für Konsumgüter europa-, wenn nicht weltweit einmalig sein dürfte, reagiert Simonetta Sommaruga, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz: „Das Beispiel auf freiwilliger Ebene ist sehr erfreulich.“ Allerdings brauche es trotzdem unbedingt eine strenge gesetzliche Kennzeichnungspflicht, insbesondere genmanipulierter Lebensmittel. Derzeit wird in der Schweiz von zahlreichen Umwelt- und KonsumentInnenverbänden eine Kampagne gegen Gen-Food und für eine umfassende Deklarationspflicht geführt.
Die jetzt angekündigte Deklaration von Enzymen könnte ein Präjudiz sein. „Damit beweist Coop, daß zum Beispiel auch Käse mit dem gentechnisch erzeugten Lab Maxiren so gekennzeichnet werden könnte“, sagt Sommaruga. Auch Ilse Rollé von Coop bekräftigt: „Für uns ist die Deklaration von Waschmitteln ein erster Schritt.“ Pieter Poldervaart
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen